Im Fokus - Das Beste zum Wiederhören
Ehrfurcht vor dem Leben
Mit diesem Thema im Fokus: Über Mitweltethik und Schöpfungsverantwortung
16. Juli 2025, 16:05
Anlässlich des heurigen 150. Geburtstags von Albert Schweitzer, einer der herausragendsten humanitären Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, wird sein Vermächtnis und seine Ethik der "Ehrfurcht vor dem Leben" in den Fokus gerückt. Schweitzer, geboren am 14. Januar 1875 im Elsass, war ein vielseitiger Denker und Praktiker: evangelischer Theologe, Organist, Bachforscher, Philosoph, Pazifist und Friedensnobelpreisträger. Besonders bekannt wurde er als "Urwalddoktor" durch die Gründung und Leitung eines Krankenhauses in Lambaréné, Gabun. Seine ethischen Überlegungen, die er 1962 als Quintessenz seines philosophischen Denkens formulierte, sind bis heute von Bedeutung. Schweitzer postulierte, dass Menschen durch Selbstreflexion eine universelle Solidarität entwickeln können, die über die eigene Gruppe hinausgeht und alle Menschen umfasst. Diese Idee spiegelt sich in den kulturellen Entwicklungsstadien der Weltreligionen und Philosophien wider.
Parallel dazu gewinnt die Diskussion um eine neue Mitwelt-Ethik an Bedeutung, insbesondere im Kontext der globalen Klimakrise. Der Religionswissenschaftler Kocku von Stuckrad beschreibt in seinem Buch "Nach der Ausbeutung" eine "relationale Wende", die den Menschen als Teil eines komplexen Beziehungsgeflechts mit der nichtmenschlichen Welt sieht. Diese Perspektive fordert eine radikale Veränderung im Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt, um die Lebensfähigkeit des Planeten zu sichern. Der evangelische Theologe Ulrich Körtner ergänzt diese Diskussion mit seinem Werk "Vergängliche Schöpfung", in dem er die christliche Verantwortungsethik gegenüber der Schöpfung beleuchtet. Körtner betont, dass Ökologie nicht zur Ersatzreligion werden sollte und zeigt Wege auf, wie Christinnen und Christen dem Klimawandel aktiv begegnen können, ohne moralisierend zu verurteilen.
Johannes Kaup über die Relevanz von Schweitzers Ethik in der heutigen Zeit und neue Ansätze für eine verantwortungsvolle Beziehung zur Umwelt.