
ROWOHLT VERLAG
Radiogeschichten Spezial
Der Ö1 Essay von Rebecca Solnit
"Verzweiflung ist Luxus".
Ein Essay aus dem Sammelband "Umwege, Essays für schwieriges Terrain". Von Rebecca Solnit (Übersetzung: Michaela Grabinger). Es liest Chris Pichler.
18. Juli 2025, 11:05
"Die Zukunft ist kein Schicksal, sondern das, was wir aus ihr machen." Dieser Satz setzt in Großbuchstaben auf der Rückseite des Buches "Umwege, Essays für schwieriges Terrain" der US-amerikanischen Schriftstellerin, Essayistin, Historikerin und Aktivistin Rebecca Solnit. Was sich plakativ deuten ließe, ist ein ernst gemeinter nicht marktschreierischer Apell einer Frau, die sich seit Jahrzehnten in ihren Texten mit Themen wie Feminismus, Ökologie, Demokratie, Machtstrukturen, Hoffnung und sozialem Wandel beschäftigt und die zu den einflussreichsten intellektuellen Stimmen der Gegenwart zählt. Rebecca Solnit ist Mitherausgeberin des Magazins Harper's und schreibt regelmäßig Essays für den Guardian.
Ihr neues Buch "Umwege. Essays für schwieriges Terrain" ist eine vielschichtige Sammlung persönlicher und politischer Essays, in denen sie sich mit komplexen Themen unserer Zeit auseinandersetzt. Im Fokus stehen Fragen nach Orientierung, Macht, Sprache, Natur, Verlust und Hoffnung - Bereiche, die selten einfache Antworten zulassen und oft - wie im Titel schon angekündigt - verschlungene Wege erfordern.
In unserem Radioessay stellen wir den Essay "Verzweiflung ist Luxus" vor. Solnit argumentiert darin, dass Verzweiflung ein Luxus ist, den sich vor allem jene leisten können, die selbst nicht unmittelbar betroffen sind. Menschen, die unter Gewalt, Unterdrückung oder Klimakatastrophen leiden, haben keine Wahl - sie müssen weitermachen. Sich zurückzuziehen und "alles sei sowieso verloren" zu denken, ist aus dieser Perspektive ein Ausdruck von Privilegiertheit und Distanz. Der Essay plädiert für Engagement trotz Unsicherheit. Geschichte sei nicht determiniert - sie werde von Menschen gemacht. Daher sei es unsere Pflicht, trotz Rückschlägen, Krisen und Chaos weiter zu kämpfen: für Gerechtigkeit, Klima, Demokratie. Dabei bleibt die Autorin trotz ihrer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema in ihrer Sprache immer zart und liebevoll und lässt sich nicht von einem martialischen Diktum verführen.
Service
Rebecca Solnit, "Umwege. Essays für schwieriges Terrain", Rowohlt Verlag (Übersetzung: Michaela Grabinger)
Sendereihe
Gestaltung
- Elisabeth Weilenmann