Diagonal
Diagonal zur Person Yoko Ono: die berühmteste unbekannte Künstlerin der Welt
Nur langsam ändert sich ihr Image. Yoko Ono ist noch immer eher als Ehefrau John Lennons im kollektiven Gedächtnis abgespeichert, denn als höchst eigenwillige Avantgarde-Künstlerin. Aktuell ist eine Einzelschau der 92-jährigen im Berliner Gropius Bau in Berlin zu sehen. Ebenso kürzlich erschienen: eine Biografie mit dem Titel "Yoko" von David Sheff. Anschließend Diagonals Feiner Musiksalon
19. Juli 2025, 17:05
Dabei wird gern vergessen, dass Yoko, die Tochter aus gutem japanischen Haus - sie ist mit den Kindern des Tenno in die Schule gegangen - eine hochproduktive und anerkannte Künstlerin und Musikerin war, als sie der Beatle 1966 in einer Londoner Galerie kennenlernte. Sie gehörte zur New Yorker Fluxus Bewegung, die Kunst wegbringen wollte von ihrem Status als teure Trophäe der Eliten - und zurückbringen, mitten hinein ins Leben. Sie war Avantgarde-Musikerin im Umfeld von John Cage, der ihr sein berühmtes Stück 4'33" gewidmet hat. Und sie war eine Frau, eine ausländische Künstlerin in einer männlich dominierten Kunstwelt, früh mit Fragen der Emanzipation konfrontiert. Erst in den letzten 20 Jahren hat man den enormen Schatz an so gesellschaftskritischen wie poetischen Kunstwerken immer wieder gehoben, neu bewertet und in diversen Ausstellungen gezeigt. Bis Ende August läuft noch eine große Einzelschau der 92-jährigen im Gropius Bau in Berlin. Eine neue Biografie gibt es auch. Ein guter Anlass dafür, unser Yoko Ono Portrait aus dem Jahr 2014, für das wir uns länger mit ihr unterhalten konnten, jetzt mit einem Gespräch mit dem Bestsellerautor und Yoko Ono Biografen David Sheff zu ergänzen. Er hat John und Yoko 1980 kennengelernt, kurz vor John Lennons Ermordung und sie auch danach noch des öfteren getroffen. Die Erzählungen aus seinem Buch sind also zu einem großen Teil aus erster Hand, ergänzt durch penible Recherchen und nahe Einblicke. John Lennons Schatten mag lang sein - von ihm stammt übrigens der Ausspruch, den wir als Sendungstitel gewählt haben - aber die Künstlerin Yoko Ono lässt sich heute nicht mehr übersehen.
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- Ines Mitterer