Im Fokus - Das Beste zum Wiederhören
Schatten der Globalisierung
Gesellschaftliche Verantwortung und historische Schuld stehen im Zentrum dieser Ausgabe von "Im Fokus".
23. Juli 2025, 16:05
Im ersten Beitrag beleuchtet Markus Veinfurter die oftmals unterschätzte Rolle von Mission und Wissenschaft im Zeitalter des Kolonialismus. Nicht nur wirtschaftliche Interessen oder imperialistische Machtbestrebungen trugen zur Expansion europäischer Kolonialreiche bei - auch christlicher Missionsdrang und ethnologische Forschung waren tief in die kolonialen Strukturen verstrickt. Besonders in "Deutsch-Südwestafrika" (heute Namibia) war die evangelische Rheinische Missionsgesellschaft maßgeblich am Aufbau der Kolonie beteiligt. Einzelne Akteure wie der katholische Ordenspriester und Ethnologe Martin Gusinde oder Pater Wilhelm Schmidt, ebenfalls Mitglied der Steyler Missionare, vereinten religiöse Mission und wissenschaftliche Ambition in Personalunion. Sie trugen damit - bewusst oder unbewusst - zur kolonialen Unterdrückung bei.
Im zweiten Beitrag erzählt Alexandra Mantler die Geschichte der 26-jährigen Usha Rakka aus Nepal, die vor Gewalt und Ausbeutung floh und mit Hilfe der Organisation Opportunity Village Nepal (OVN) einen Neuanfang wagte. Die NGO unterstützt Mädchen und junge Frauen, die Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung wurden, auf ihrem Weg aus dem Rotlichtmilieu. Auch durch Mittel der österreichischen Sternsingeraktion gefördert, bietet OVN Alternativen und Hilfe zur Selbsthilfe - in einem Land, in dem bittere Armut, Klimakrise und Kinderarbeit erschütternde Realität sind. Heute lebt Usha als selbstständige Schneiderin in Pokara und kann für sich und ihren Sohn sorgen - ein kleiner, aber bedeutender Schritt in Richtung Selbstbestimmung.
Zwei Geschichten, zwei Kontinente, ein verbindendes Thema: das Ringen um Gerechtigkeit - historisch wie gegenwärtig.