JazzJandl

Ernst Jandl zum 100. Geburtstag

Der Dichter Ernst Jandl und seine unheimliche Liebe zum Jazz. Feature von Bert Noglik

Jazz hat Ernst Jandl bereits früh und Zeit seines Lebens fasziniert. Als leidenschaftlicher Jazz-Hörer thematisierte er seine Liebe zu dieser Musik auch in einigen seiner Gedichte. Mehr noch: In zahlreichen Texten ließ es sich vom Gestus und Rhythmus des Jazz inspirieren. Für Ernst Jandl, der einmal bekannte, lieber ein Saxofon an die Lippen führen zu wollen als mit dem Kugelschreiber über das Papier zu kratzen, bedeutete der Jazz den Ausbruch des Schriftlichen in das Laute. Die Beschäftigung mit Sprachspiel und Sprachklang führte ihn über das Sprech- und Lautgedicht bis zur Performance. Der Wort-Artist hat schließlich auch selbst mit Jazzmusikern zusammengearbeitet: mit Musikern aus dem Kreis des Vienna Art Orchestra um Mathias Rüegg wie auch mit Dieter Glawischnig und der von diesem geleiteten NDR Bigband.
Ausgangsmaterial für das Hörbild von Bert Noglik war ein Gespräch über den Jazz anlässlich eines Besuches bei Ernst Jandl. Einige Jahre nach dessen Tod zog es Bert Noglik erneut in die frühere Wohnumwelt Jandls im 4. Wiener Gemeindebezirk. Bei der Spurensuche befragte er Nachbarinnen und Anwohner nach ihren Erinnerungen an den Dichter. In einer Montage aus diesen Aufnahmen, dem Interview mit Ernst Jandl und Jazzeinblendungen entstand im Studio eine live produzierte Collage mit der Sängerin Lauren Newton und dem Klangkünstler Frank Schulte. Das Feature kreist um zentrale Themen des Dichters wie das Wechselverhältnis von Sprache, Rhythmus und Klang, den Einfluss des Jazz auf Jandls literarisches Schaffen, sein Verhältnis zum Alter und zur Endlichkeit, zu Jazz und Literatur im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft sowie zur Kunst als Medium des Widerstands.

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