Bali, bali

6. August 2025, 06:57

Was mich in Seoul von Anfang an überrascht hat, war der Alltag selbst. Genauer gesagt: wie unfassbar bequem er ist. An jeder Ecke gibt es Convenience-Stores - kleine Läden, fast rund um die Uhr geöffnet, in denen man fast alles bekommt: vom Handy-Ladekabel bis zum U-Bahn-Ticket, vom Fertiggericht bis zum Pflaster.

Und wenn man das Haus gar nicht verlassen will - oder kann -, dann bringt einem Coupang fast alles vor die Tür. Wer bis 22 Uhr bestellt, bekommt viele Produkte bereits am nächsten Morgen geliefert. Punkt sieben. Diese Bequemlichkeit verändert den Alltag spürbar. Es fühlt sich an, als sei die Stadt immer einen Schritt voraus, als denke sie mit.

Gleichzeitig lebt Seoul im "Bali, bali"-Modus - das heißt auf Koreanisch: schnell, schnell. Eine Lebensphilosophie, die überall spürbar ist. Beim Arbeiten, beim Essen, beim Gehen. Immer weiter, immer schneller. Das hat viele Vorteile. Effizienz. Dynamik. Fortschritt. Aber manchmal frage ich mich: Was bleibt auf der Strecke, wenn alles nur noch funktioniert - und zwar sofort?

Vielleicht ist der wahre Luxus heute nicht, alles immer schneller zu bekommen. Sondern einfach sich Zeit zu nehmen. Für ein Gespräch. Für einen Umweg. Für einen Gedanken, der nicht gleich geliefert werden muss.

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