Marlene Streeruwitz

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Eine Metropole am Abgrund: Marlene Streeruwitz

Bücher, Menschen, Themen. Literaturgespräche, vierte Ausgabe. Marlene Streeruwitz zu Gast bei Christine Scheucher.

Nina Wagner ist Lyrikerin, sie soll an der NYU am Institut für German studies als Gastprofessorin lehren - eine berufliche Perspektive, die die Protagonistin auch als privaten Neustar nutzen will. Ihr Verhältnis zu ihrer erwachsenen Tochter ist durchwachsen, ihre Beziehung zeigt deutliche Risse.

In ihrem aktuellen Roman "Auflösungen" zeichnet die österreichische Autorin Marlene Streeruwitz das Porträt einer Metropole am Abgrund. Denn das New York, das Nina Wagner einst kannte und liebte, existiert nicht mehr. Wie durch ein Brennglas macht Marlene Streeruwitz die sozialen Verwerfungen einer Supermacht, deren Abstieg nicht mehr aufzuhalten ist, sichtbar.

Wir schreiben das Jahr 2024. Die Corona-Pandemie hat auch in der Stadt, die angeblich niemals schläft, Spuren hinterlassen. Donald Trump steht kurz davor, ins Ovall Office zurückzukehren. An den Universitäten tobt ein Kulturkampf zwischen Agenten der Wokeness und des Neokonservativismus. New York, die Stadt, die sich in Auflösung befindet, spiegelt das Innenleben der Protagonistin. Marlene Streeruwitz kramt im Fundus der Literaturgeschichte, wenn sie mit der Beschreibung des Topos das Innenleben einer Figur ausleuchtet, sprachliche freilich bleibt sie ihrer persönlichen Handschrift treu. In schnörkellosen, lakonischen Parataxen wird vom Schicksal einer Frau erzählt, deren Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist.

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