Die Jungfrau von El Panecillo, auch bekannt als die Jungfrau von Quito

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Gedanken für den Tag

Mitte der Erde

von Véronique Gorris, Honorargeneralkonsulin von Österreich in Ecuador

Wie eine liegende Muse empfinde ich Quito in die Falten der von Vulkaneruptionen durchfurchten Cordillera der Anden geschmiegt. Ihre Fingerspitzen weisen mich zur Mitad del Mundo, der an der Äquatorlinie liegenden "Mitte der Erde".

Die zum Weltkulturerbe ernannte historische Altstadt beschenkt mich mit eindrücklichen Zeugnissen aus der Kolonialzeit. Kunstvoll mit Gold ausgestattete Kirchen, Klöster, zu meinem Staunen darunter einige Claustros, Museen, die von präkolumbianischen Funden bis zur Gegenwart reichen, erzählen mir Geschichten zurück bis zur Gründerzeit im 16. Jahrhundert.

In einem der idyllischen Hotels mit malerischem Innenhof und meterhohen Palmen erfrischt mich ein köstlicher Mangosaft. Das quirlige Stadtbild ist geprägt von sogenannten "mestizos", vorwiegend Nachkommen von Spaniern und Indigenen. Ich fühle mich als Fremde.

Quito verwöhnt uns ganzjährig mit frühsommerlichem Klima, das gepaart mit kühlen Nächten einen angenehmen Aufenthalt verspricht. Verlockend, oder? Immerwährende Blütenpracht! Anfänglich ist dies gewöhnungsbedürftig, da es keine Jahreszeiten gibt. Konzepte, mit denen ich in Österreich aufgewachsen bin, stehen plötzlich Kopf.

Auch die Sonnenauf- und -untergänge am Äquator verblüffen, geht die orange Kugel doch morgens rasch auf, steigt eilig nach oben, um abends unvermutet schnell wieder zu verschwinden. Vom über 4500m hohen Hausberg Pichincha erschließt sich uns an wolkenlosen Tagen ein spektakulärer Weitblick auf ewig schneebedeckte, an die 6000m hohe Vulkane, allen voran besticht dabei majestätisch der kegelförmige Cotopaxi. Wir haben es als Familie bis zu seiner Schneegrenze geschafft.

Touristen, die es eigentlich nach Galapagos, zum Bergsteigen in die Anden oder in den Amazonasurwald zieht, kann ich einen Besuch der Hauptstadt Ecuadors empfehlen. Sie werden von der Vielfalt ihrer Sehenswürdigkeiten überrascht sein.

Service

Véronique Gorris, "Zwischenräume", Metanoia-Verlag 2019

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Gestaltung

Übersicht

Playlist

Urheber/Urheberin: Amauta Nanpi
Titel: Mi tierra
Ausführender/Ausführende: Amauta Nanpi
Länge: 01:10 min
Label: 2024 Amaunta Nanpi

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