Betrifft: Geschichte

Domizil auf dem Lande

Sommerfrische im Salzkammergut
mit: Johannes Weidinger dem Leiter des Kammerhof Museum Gmunden, weiters mit dem emeritierten Leiter des Institutes für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Johannes-Kepler-Universität Linz Roman Sandgruber

Lange Zeit war das Salzkammergut ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Als Reiseziel wurde die Region erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts populär, denn Ärzte setzten auf die Heilkraft der Sole. Einen Beweis für deren Wirksamkeit erbrachte Erzherzogin Sophie, die lange Zeit kinderlos blieb. Nach mehreren Solekuren in Bad Ischl kamen die, wie sie genannt wurden, drei Salzprinzen zur Welt - darunter der spätere Kaiser Franz Josef. Dieser verbrachte schon von Kindheit an die Sommermonate in Bad Ischl. Nach seiner Thronbesteigung 1848 entwickelte sich der Ort zu einer "zweiten" Residenzstadt. Damit verbunden waren der Bau von Bahnverbindungen in das Salzkammergut, sowie die Errichtung von leistungsfähigen Post- und Telegrafenstationen. Die nun leichte Erreichbarkeit und gute Kommunikationsinfrastruktur lockten, neben dem Adel, auch Industrielle und Künstler an.

Wer es sich finanziell leisten konnte, ließ sich in der Gegend - zwischen Gmunden und dem Hallstättersee, zwischen Grundlsee und dem Mondsee - eine Sommerresidenz errichten. Diese bewohnte man in der Regel zwischen Ende Mai und Anfang September. Die illustre Gesellschaft zerbrach nach dem Untergang der Monarchie. Einen weiteren Einschnitt bedeutete der sogenannte Anschluss 1938, und die damit einhergehende Vertreibung der jüdischen Sommerfrischegäste. Nach 1945 gab es Versuche, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen, doch gewannen nun andere Urlaubsziele, wie jene an der oberen Adria, in den Sommermonaten an Attraktivität.

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