Betonfassade der Wotrubakirche

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Gedanken für den Tag

Le Corbusier und sein Wohnparadies

Martina Pippal, Kunsthistorikerin und Künstlerin, zum Todestag von Fritz Wotruba und Le Corbusier

Nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges - noch war die noch viel Größere des Zweiten außer Sichtweite - versuchten zahlreiche Architekten die Lebensqualität der Bevölkerung durch ein völlig neu gedachtes Bauen zu verbessern.

Vorher, in den Monarchien und in Frankreichs Dritter Republik, hatte der repräsentative Dekor die historistischen Bauten maskiert. Das wurde 1918 obsolet. Nun sollte der Baukörper für sich stehen. Neu gedachte Wohn- und Stadträume sollten die Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft befördern.

In Deutschland war der wichtigste Motor dafür das so genannten "Bauhaus": die 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Kunstschule. Von Frankreich aus wirkend wurde der Schweizer Charles-Édouard Jeanneret-Gris zu einem der weltweit einflussreichsten Vertreter dieser sozial engagierten puristischen Moderne. "Le Corbusier", wie er sich selbst nannte, durchdachte alles neu: Möbel, Kindergärten, Villen, Wohn- und Verwaltungskomplexe, ja ganze Städte. Ein Haus sollte eine Maschine zum Wohnen sein! Praktisch wie eine Schreibmaschine.

Sein bekanntestes Wohnbauprojekt ist die "Unité d'habitation" (deutsch: "Wohneinheit"). Ein kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Marseille auf die Grüne Wiese gestellter Block von 138 Metern Länge und 18 Geschossen. Die 337 Appartements in drei Größen wurden als leere "Behältnisse" übergeben; Trennwände und Gestaltung den Mietenden überlassen. Geschäfte, Gemeinschaftsflächen und Sportplätze (auf dem Dach) sollten Raum bieten für die Interaktion von Individuum und Gemeinschaft.

Das Konzept ging nicht auf. Le Corbusiers Ideen aber überlebten. Und führten zum nächsten Schritt: Heute, 60 Jahre nach seinem Tod, versuchen Architekt:innen - auch hierzulande -, die Bedürfnisse der Benützer:innen schon bei der Konzeption von Wohnbauten einzubeziehen. Partizipatives Bauen funktioniert besser. Oft sogar gut. Ein vielversprechender Ansatz! Aber auch ein Fordernder. Für alle Beteiligten.

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wicky Kollarz
Album: Rhythmische Sieben / Aufnahmen aus den Jahren 1951 - 1953
Titel: Singe lache tanze durchs Leben (Foxtrott)
Ausführende: Rhythmische Sieben
Solist/Solistin: Wicky Kollarz
Länge: 02:27 min
Label: CD KOPIE unbekannt MONO

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