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Gedanken für den Tag
Fritz Wotruba im Exil
Martina Pippal, Kunsthistorikerin und Künstlerin, zum Todestag von Fritz Wotruba und Le Corbusier
29. August 2025, 06:57
Die Skulpturen, die der österreichische Bildhauer Fritz Wotruba ab den späten 1940er Jahren schuf, scheinen aus Kuben und Röhren zu bestehen, die zu architektonischen Strukturen aufgetürmt, gestapelt oder geschichtet sind. Es liegt auf der Hand, diesen Abstraktionsprozess mit Wotrubas Exil in der Schweiz in Verbindung zu bringen.
Das ist richtig und auch wieder nicht. Tatsächlich verbrachten die Wotrubas die Jahre 1939 bis 1945 aus politischen Gründen im Schweizer Exil. Auch galt es, Fritz Wotrubas Frau, die Tochter eines jüdischen Kaufmanns, zu schützen. Das Künstlerpaar - Fritz Wotrubas Frau Marian (Marianne) war ebenfalls Künstlerin - befand sich in der Schweiz dank einer Reihe namhafter Förderer in einer vergleichsweise privilegierten Situation: Fritz Wotruba konnte weiterarbeiten, ausstellen, verkaufen.
Und: Freundschaften pflegen, u.a. mit Robert Musil. Ja, das Atelier der Wotrubas wurde zu einem Treffpunkt eines Kreises von Emigrant:innen, Künstler:innen, Intellektuellen. Ein thematischer Bezugspunkt für Fritz Wotruba blieb auch in seiner Schweizer Zeit: die Antike. Sein "Liegender Jüngling" respektive "Pan" von 1943 ist gleichsam der jüngere Bruder des sogenannten "Barberinischen Fauns". Wie der hellenistische "Faun" in der Münchener Glyptothek ist Wotrubas "Pan" im Wiener Belvedere ein entspannt Ruhender. Doch sein Pan ist nicht muskulös. Nicht viril. Er ist jünger als der Faun. Zarter. Ja: zerbrechlich. No "manspreading". Nun: Nacktheit mit Dezenz.
1945 ging Wotruba nach Wien zurück. Im Frühjahr 1947 veranstaltete das französische Hochkommissariat hier eine Ausstellung, in der französische Malerei vom Impressionismus bis zur aktuellen Kubismusrezeption gezeigt wurde. Die französische Kulturpolitik bejahte die stilistische Vielfalt der Moderne. Sie galt ihr als der adäquate Ausdruck des Meinungspluralismus in einer Demokratie. Auch Wotruba übersetzte seine Figuren ab 1947 in kubistische Strukturen. Aber konsequent. Das, die Konsequenz, war durch die Kunst der Moderne, die er im Schweizer Exil sehen konnte, wohl vorbereitet worden.
Service
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Cole Porter 1891 - 1964
Album: Rhythmische Sieben / Aufnahmen aus den Jahren 1951 - 1953
Titel: Begin the Beguine
Ausführende: Rhythmische Sieben
Länge: 01:30 min
Label: CD KOPIE unbekannt MONO