Radiokolleg

"Wie ich Lehrer an einer Wiener Mittelschule wurde. Ein Selbstversuch." (1)

Nicht genügend für das österreichische Schulsystem?

Im April 2024 begann der Autor Johannes Gelich als Lehrer an einer Wiener Mittelschule zu arbeiten. Seine Aufgabe war es, den Schülern in einer sogenannten Deutsch-Förderklasse Grundkenntnisse in Deutsch zu vermitteln. Die Schüler:innen: Flüchtlinge aus Syrien und der Ukraine, Migranten aus Nigeria, Brasilien, Serbien und Rumänien. Er schlug damit mitten im Zentrum eines Bildungssystems auf, dem viele Experten:innen keine guten Noten ausstellen: Österreich liege, so die Kritik, mit jährlichen Ausgaben von ca. 12 Milliarden Euro im absoluten Spitzenfeld. Und das weltweit. Dennoch rangiert Österreich bei diversen Bildungstests wie PISA gerade einmal im Mittelfeld: Bei PIRLS (Lesetest für 10-Jährige) sanken 2021 die Leseleistungen gegenüber 2016; bei TIMSS (Mathe und Naturwissenschaften) landete das österreichische Schulsystem auf Platz 11. Die aktuelle "PIAAC"-Auswertung hat gezeigt, dass 29 Prozent der Erwachsenen oder 1,7 Millionen Menschen in Österreich Probleme beim Lesen haben. Immer mehr Unternehmen klagen, dass die Abgänger der Mittelschulen oft nicht über die elementarsten Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen verfügen würden. Viele Lehrstellen bleiben aus diesem Grund unbesetzt. Wann immer man mit Expert:innen über das österreichische, bzw. Wiener Schulsystem spricht, wird das größte Problem in den mangelnden Deutschkenntnissen der Schüler:innen angesiedelt. In den vergangenen Jahrzehnten seien die nötigen Reformen an politischen Grabenkämpfen vielfach gescheitert. Ein Beispiel dafür ist die Diskussion über separate Deutsch-Förderklassen. Diese würden die Schüler:innen segregieren und vom Regelunterricht ausschließen, sagen die einen. Schüler:innen, die nicht Deutsch können, müssen zuallererst gezielt die Unterrichtssprache erlernen, damit sie dem Unterricht überhaupt folgen können, sagen die anderen. Eines scheint sicher: das Schulsystem von heute ist den Anforderungen der Gegenwart immer weniger gewachsen. Die MS Spallartgasse versucht mit Projekt-orientiertem Unterricht neue Wege zu gehen. Eines von vielen Projekten ist dabei das neue geschaffene Fach "Selbstentwicklung".

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