Supernova
Auftakt zu "À Pierre": Salzburg huldigt Boulez
Salzburger Festspiele 2025. Das Ensemble Le Balcon unter Maxime Pascal mit Musik von Boulez
21. September 2025, 19:45
Im März wäre Pierre Boulez 100 Jahre alt geworden. Die Salzburger Festspiele widmeten dem 2016 verstorbenen Komponisten und Dirigenten die Konzertreihe "A Pierre". Zu deren Auftakt war das Ensemble Le Balcon unter Maxime Pascal mit Musik von Boulez sowie Gratulationswerken von Luigi Nono und Karlheinz Stockhausen zu erleben (Mitschnitt aus dem Großen Saal des Salzburger Mozarteums vom 19. August 2025)
Die Salzburger Festspiele dürfen das wohl. Nämlich: Pierre Boulez, diesen richtungsweisenden Sensualisten und poetischen Revolutionär, zu seinem Hunderter mit einer so intim benannten Konzertreihe würdigen. Denn mehr als 50 Jahre lang hatte Boulez das moderne Gesicht des Festivals mitgeprägt: Schon 1960 war er hier erstmals als Komponist und Dirigent zu Gast gewesen. 1992 war der damals 67-Jährige im Großen Festspielhaus ans Pult der Wiener Philharmoniker getreten, wodurch eine von gegenseitigem Respekt geprägte, innige musikalische Beziehung entstehen konnte. 2005, anlässlich seines 80. Geburtstages ernannte das Orchester Pierre Boulez zu seinem Ehrenmitglied. Und 2011 sollte Boulez von den Salzburger Festspielen Abschied nehmen: mit Musik von Gustav Mahler und Alban Berg. Ein halbes Jahr später dirigierte er die Philharmoniker noch im Rahmen der Mozartwoche Salzburg bei Werken von Mozart, Schönberg und Strawinsky.
"À Pierre" ist also das Porträt überschrieben, das die Salzburger Festspiele diesem Großen widmen und für die sie durchwegs herausragende Kräfte aufbieten - gleich beim Auftaktkonzert am 19. August 2025 etwa das Ensemble Le Balcon unter Maxime Pascal.
Da klärt sich gleich zu Beginn die Herkunft des Mottos: Es ist einem Stück aus der Feder Luigi Nonos entlehnt, eines alten Freundes und Weggefährten sowie zugleich Diskussions- und Streitpartners von Boulez: "A Pierre. Dell'azzurro silenzio, inquietum". 60 Takte zu dessen 60. Geburtstag 1985, ganz bewusst als Verwirrspiel angelegt, bei dem sich selbst alte Hasen der Neuen Musik immer wieder in die Irre führen lassen müssen: Alles Gespielte kehrt in zwei live-elektronischen Schleifen von 12 und 24 Sekunden Verzögerung im Raumklang wieder, bis das Ohr die Schichten nicht mehr unterscheiden kann.
Auch Karlheinz Stockhausen, Boulez' anderer Avantgarde-Kamerad, hat ihm mit seinem "Klavierstück XIV", seinerzeit uraufgeführt von Pierre-Laurent Aimard. Zusammen mit Boulez' "sur incises", das im Klangbild Strawinskys "Les noces" nach Bali und ins Afrika südlich der Sahara zu entführen scheint, und seinen seinen "... explosante-fixe ." genannten, duftigen Klangerkundungen, bei denen Ensemble und Elektronik zarte Schattierungen um die Arabesken dreier Flöten legen, bildet das eine würdige Hommage an einen großen, unermüdlichen Künstler: "Für Pierre. Aus blauer Stille, ruhelos."
Sendereihe
Gestaltung
- Walter Weidringer
Übersicht
- Festspielsender Ö1