Litfaßsäule mit Plakat

ORF/MUSIKPROTOKOLL

Supernova

Das Programm des ORF musikprotokoll

"regel:bruch". Schwerpunkte zu Musik von und für Gehörlose sowie der Verbindung von Barocktraditionen und zeitgenössischer Musik

Musik als "regel:bruch": Das ORF musikprotokoll 2025 hinterfragt vom 2. bis 5. Oktober in Graz musikalische und perzeptive Ordnungen. Was kann Musik heute sein? Zahlreiche Aufträge an zeitgenössische Musikschaffende zeigen unterschiedliche Möglichkeiten, mit Regeln und Erwartungen umzugehen. Rainer Elstner, Susanna Niedermayr und Fränk Zimmer, die Kurator:innen der heurigen Festivalausgabe, stellen in dieser Sendung von Marie-Therese Rudolph Programm-Highlights vor. Wie gewohnt ist das ORF-Festival im Rahmen des steirischen herbst breitestmöglich aufgestellt, von Installation über Performance, 3D-Audio und Orchestermusik bis zur Oper.

Schwerpunkte gelten dem am 17. April 2025 verstorbenen Komponisten Peter Ablinger sowie der Musik von und für sowohl gehörloses, schwerhöriges und hörendes Publikum - dabei geht es in erster Linie um eine Erweiterung des Musikbegriffes. Die meisten Regelsysteme, die im Laufe der Geschichte entworfen wurden, um Klang besser fassen zu können, basieren auf der normierenden Perspektive der Hörenden. "Doch was ist Taubheit, wenn nicht eine andere Form der Wahrnehmung?", fragt Marco Donnarumma, der selbst spätertaubt ist, mit seinem Projekt I "Am Your Body". Auch Laikka und David Obermaier aka silentbeat erweitern mit ihrer ersten gemeinsamen Komposition den Musikbegriff grundlegend.

Weitere Bezugspunkt ist das Lehrwerk "Gradus ad Parnassum" des steirischen Barockkomponisten und Theoretikers Johann Joseph Fux - das einflussreiche, kompositorische Standards setzende Werk wurde heuer vor 300 Jahren publiziert. Marko Ciciliani bezieht sich darauf mit seinem transmedialen Projekt "BAROGUE". Mit der Zeit des Barock setzt sich auch Klaus Lang in einer neuen Komposition auseinander, die sich von der künstlerischen Gestaltung des Schlosses Eggenberg hat inspirieren lassen. Lang und das Ensemble ?RT HOUSE 17 verweben historische Instrumente mit moderner Interpretation.

Das Ensemble Cantando Admont und die Grazer Keplerspatzen verbinden in "Junge Stimmen" alte und neue Vokalmusik zu einem partizipativen Konzerterlebnis. Erarbeitet werden ein neues, offen strukturiertes Werk der Schweizerin Annette Schmucki und die selten aufgeführte Messe für 24 Stimmen von Annibale Padovano (1527-1575), einem der bedeutendsten Komponisten der Grazer Hofmusikkapelle.

Vimbayi Kaziboni leitet beim musikprotokoll das ORF Radio-Symphonieorchester Wien. Drei Auftragskompositionen denken die Rolle des Orchesters neu: Sara Stevanovi? sieht das Orchester als soziales Konstrukt. Ailís Ní Ríain schafft als gehörlose Komponistin eine visuelle Klangwelt. Der im April 2025 verstorbene Peter Ablinger hat in seinem letzten Orchesterwerk den Klangkörper elektronisch verdoppelt. In Graz werden zudem zwei Klanginstallationen von Peter Ablinger und Winfried Ritsch präsentiert, die sie einander gewidmet haben.

Das 1993 gegründete Aleph Gitarrenquartett erweitert sein Repertoire um spannende Facetten: Anna Korsun, Bernhard Lang, Tristan Murail und Lisa Streich haben Neues komponiert.

Emanuel Gollob entwirft eine Performance an der Schnittstelle von Tanz, Klangkunst und Robotik. Daniel Lercher und Sabine Maier erschaffen in einer raumgreifenden Installation und Live-Performance eine Umgebung, die nicht fordert, sondern aufnimmt.

Beim Wettbewerb phonoECHOES und der Student 3D Audio Production Competition erkunden Künstler:innen neue Dimensionen audiovisueller Kunst und 3D-Audio-Computermusik. "DeComposing the Archive" hinterfragt koloniale Wissensordnungen und schafft neue Erzählräume. Das Café Wolf ist auch heuer wieder die Late-Night-Bühne des Festivals. Den Abschluss bildet am Sonntag, 5. Oktober 2025 Ui-Kyung Lees Kammeroper "Nachhall", die mit dem Johann-Joseph-Fux-Preis ausgezeichnet worden ist.

Service

musikprotokoll.ORF.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Marie-Therese Rudolph