Edith Piaf, 1960

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Radiokolleg

100 Songs: Geschichte wird gemacht (1)

Edith Piaf - Non, je ne regrette rien (Frankreich, 1960)

Wie reflektieren und verändern ikonische Songs ihre Zeit? Und wie hallen sie nach? Diesen Fragen gehen Stefan Niederwieser und Robert Stadlober in Staffel 15 von "100 Songs: Geschichte wird gemacht" nach. Sie führt ins Frankreich der Fünften Republik, nach New York, wo viele Kubanerinnen und Kubaner nach der Revolution hin flüchten, ins Großbritannien der Thatcher Ära und nach Kanada, wo sich eine Provinz abspalten will.

"Piafs ideologische Bedeutung ist also ...", schreibt der Kulturhistoriker David Looseley, "... im weitesten Sinn ein rechts-gerichtetes Amalgam aus Patriotismus, Nationalismus, Militarismus und Franzosentum durch die Linse amerikanischer Betrachtungen." Das zeigt sich insbesondere am Ende des jungen Lebens der Chansonière, die in den späten Fünfziger Jahren bereits als eine Verkörperung eines erkrankten Frankreichs galt, das sich in unbeliebte Kolonialkriege verstrickt hatte und in einer Verfassungskrise steckte. Edith Piaf widmete ihren letzten großen Hit "Non, je ne regrette rien" der französischen Fremdenlegion, sie sang den Song auf einer Plattform des Eiffelturms anlässlich des Kinostarts eines Films über die Landung alliierter Truppen in der Normandie; und als französische Truppen 1962 aus Algerien in Marseille landeten, sangen sie ebenfalls dieses Chanson. Andererseits gilt "Non, je ne regrette rien" als Edith Piafs Schwanengesang. 1961 war sie bereits gezeichnet von schwerer Krankheit, als sie vor versammelter Prominenz bei einem Comeback-Konzert auftrat, nachdem sie ihr Leben lang für einfache Leute gesungen hatte.

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  • Stefan Niederwieser