Radiokolleg
Der Bauernkrieg - Europas erste große Revolution (1)
Martin Luther und die Folgen
13. Oktober 2025, 09:05
Im Frühjahr 1525, vor fünfhundert Jahren, erhoben sich Bauern, Handwerker und Bergleute in weiten Teilen Deutschlands, um die Fürstenherrschaft - und die katholische Kirche - herauszufordern. Die Aufständischen verlangten, befeuert von den Lehren der Reformation, eine gerechtere Ordnung auf Basis des Evangeliums. Der "Deutsche Bauernkrieg", wie die Erhebung später genannt wurde, brachte das herrschende Feudalsystem ins Wanken - und wurde von den alten Mächten mit rückhaltloser Gewalt niedergeschlagen. Im kollektiven Gedächtnis Deutschlands und Österreichs hat die "Revolution des gemeinen Mannes" tiefe Spuren hinterlassen.
Die 1520er-Jahre waren ein krisenhaftes Jahrzehnt, politisch und religiös ebenso wie militärisch. Im Sommer 1524 kam es zu ersten Bauernunruhen in Südschwaben. Von dort aus breitete sich die Bewegung 1525 schnell über Schwarzwald, Oberschwaben, Franken, Thüringen und andere Teile des Heiligen Römischen Reiches aus - bis hinein nach Tirol und Salzburg.
Die Bauern revoltierten gegen soziale Bedrückungen und politische Repressionen. Inspiriert von den Ideen Martin Luthers und anderer Reformatoren forderten sie, etwa in den "Zwölf Artikeln" von Memmingen, mehr Freiheit, gerechtere Abgaben und die Abschaffung feudaler Lasten - ein Aufbegehren gegen jahrhundertealte Ordnungen, das nicht folgenlos blieb. Martin Luther, einer der geistigen Ahnherrn des Aufstands, distanzierte sich erschrocken von den "räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern" - ein schwerer Schlag für die revoltierenden Bauern. Und dann schlugen die alten Mächte mit unerbittlicher Härte zurück.
Service
Radiokolleg-Podcast
Gerd Schwerhoff: "Der Bauernkrieg - Geschichte einer wilden Handlung", C. H. Beck, München, 720 Seiten
Lyndal Roper: "Für die Freiheit - Der Bauernkrieg 1525", S. Fischer, Frankfurt am Main, 676 Seiten
Robert Rebitsch: "Rebellion 1525 - Michael Gaismair und der Aufstand der Tiroler Bauern", Tyrolia, Innsbruck, 376 Seiten