Weißwein im Glas

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Punkt eins

Muss Wein sich neu erfinden?

Konsumflaute, Kostensteigerungen, Klimakrise: Wein im Wandel. Gäste: Assoc. Prof. Priv.Doz. Dr. Michaela Griesser, stv. Leiterin, Institut für Wein- und Obstbau, Boku & Willi Klinger, Weinhandelsexperte & Dr. Ferdinand Regner, Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

"Krise", "Tod" und "Kampf" - dramatische Schlagzeilen über die Weinherstellung sind diesen Herbst in Europa zu lesen. Dabei war das Wetter zumindest in Mitteleuropa heuer vergleichsweise günstig. Die deutschen Winzer:innen hoffen nach dem schwachen Jahr 2024 wieder auf eine deutlich bessere Ernte, und in Österreich freut man sich gar über einen "Sensationsjahrgang": "Ergiebige Niederschläge im Juli, ein trockener August, kühle Nächte und das Ausbleiben von Hagel und Spätfrösten" würden positive Erträge und qualitativ hochwertige Weine versprechen, sagte ein Wiener Weinbauer Anfang Oktober zur APA. In Frankreich dagegen wurden die Winzer:innen heuer von einer Hitzewelle geplagt und mussten überdies nach Jahren der Überbewirtschaftung Teile ihrer Rebflächen roden. Ganze Betriebe drohen wegen des Klimawandels ihr bisheriges Geschäftsmodell zu verlieren.

Darüber hinaus sinkt der Konsum. Nicht nur in Österreich oder Deutschland wird weniger und wenn, dann billigerer Wein gekauft; sogar die Französinnen und Franzosen trinken nur noch halb so viel Wein wie vor 35 Jahren, heißt es. Dem steht eine globale Überproduktion entgegen; zusätzliche Komplikationen entstehen durch die US-Zölle, die die europäischen Exporte schwächen und zudem die südeuropäischen Länder verleiten könnten, Österreich stärker als Markt ins Visier zu nehmen.

Hier ist man indes stolz auf die "wirtschaftliche Kraft" der heimischen Weinwirtschaft. Die "Wertschöpfungsstudie Wein", die von der Österreich Wein Marketing GmbH in Auftrag gegeben und gestern, Montag, bei einer Pressekonferenz präsentiert wurde, preist den Wein als "Wirtschaftsmotor", dessen Effekte über Gastronomie und Tourismus bis in "nachgelagerte Güter und Dienstleistungen" hineinreichen und die "Attraktivität" ganzer Regionen steigern würden. Gleichzeitig weist man aber auf Probleme hin: "Rekordhohe Produktionskosten" würden sich zu "Bürokratie" und Wettbewerbsdruck gesellen, das alles eben unter dem Vorzeichen sinkenden Konsums. Der wird zum einen einem Generationenwechsel zugeschrieben, andererseits machen die Händler:innen Gesundheitstrends oder auch zunehmenden Fleischverzicht dafür verantwortlich.

Kann die Weinwirtschaft sich an die vielfältigen Herausforderungen anpassen und was wird dazu nötig sein? Bei Xaver Forthuber diskutieren Michaela Griesser vom Institut für Wein- und Obstbau der Boku, wo die "biologischen, wirtschaftlichen und sozialen Ökosysteme" des Weins erforscht werden; der international renommierte Weinhändler und ehemalige Wein & Co- sowie Weinmarketing-Chef Willi Klinger und der Botaniker, Forscher und Hochschullehrer Ferdinand Regner von der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg.

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  • Xaver Forthuber