Vittorio Gui, 1922

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Grandseigneur und inspirierender Wiederentdecker am Pult

Vittorio Gui: Dirigent, Musikforscher, Liebhaber des Ausgefallenen - zum 50.Todestag

Gibt es ihn noch am Dirigentenpult, den Typus "Musikgelehrter mit weltmännischem Auftreten", womöglich eigenen Komponier-Ambitionen, und zu alldem passender Idiosynkrasie in der Repertoirewahl? Aufs charakteristische repräsentierte der vor 50 Jahren in hohem Alter gestorbene Vittorio Gui diesen Typus. Gui kam dank Arturo Toscanini mit "Salome" zum Dirigieren, begeisterte sich für "Pelléas et Mélisande", setzte im Konzert Carissimi, Haydn und (in Italien schier exotisch!) Brahms an. In Florenz begründete er die Musikfestspiele, den "Maggio Musicale Fiorentino", um dort in den 1930er und frühen 40er Jahren Gluck, Spontini, Cherubini und raren Verdi anzusetzen. Die Diskografie von Vittorio Gui enthält ähnlich Spezielles: mit Gina Cigna "die" historische Vorzeige-"Norma", mit Maria Callas unter anderem "Medea", "Nabucco", "Parsifal", mit Leyla Gencer Bellinis "Beatrice di Tenda", Boitos "Mefistofele". So glückhaft wie gut dokumentiert: Guis Ära beim britischen Glyndebourne Festival, als Mozart-affiner Nachfolger von Fritz Busch, eine Ära, der dann noch ein "Indian Summer" mit viel Italianità bei den Bregenzer Festspielen folgte.

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel