Diagonal

Der neue Horror. Diagonal über die Aktualität des Schreckens

Gerade in Zeiten, in denen alte Machtverhältnisse mit neuen Rhetoriken restauriert werden, erscheint der Horror als genreübergreifendes Widerstandsinstrument - unbequem, verstörend und politisch aufgeladen. Anschl.: Diagonals Feiner Musiksalon

"Während in Märchen das Unerklärliche oft die Lösung darstellt, ist es im Horror für gewöhnlich das Problem", schreibt der Kulturkritiker Georg Seeßlen.

Der neue Horror reagiert nicht nur auf kollektive Ängste - er dokumentiert sie, transformiert sie und macht sie erfahrbar. Die tiefsitzenden Unsicherheiten unserer Gegenwart - sei es durch die erneute Spaltung der USA unter Trump, die radikalisierende Online-Sphäre oder die ideologische Verwischung zwischen Avantgarde und Autoritarismus - finden im neuen Horror einen produktiven Resonanzraum. Dabei fungiert das Genre als ästhetische Verarbeitungsform eines kulturellen Klimas, in dem die Grenze zwischen "Normalität" und "Wahnsinn" zunehmend porös erscheint.

Theoretiker wie Mark Fisher diagnostizierten mit dem Begriff "Hauntology" eine Herrschaft des kapitalistischen Realismus, der gespenstische Heimsuchungen aus der Vergangenheit vorsah. Nun kehrt eine neue Vorstellung mit Macht zurück: als technofaschistische Vision des Neuen Menschen, um dann den Mars zu kolonisieren. Die Zombies 2.0 als Tech-Faschisten, deren Indoktrination Entsetzliches beschwört.

Der Female Body Horror in der Literatur generiert Aufmerksamkeit. Argentinische Autorinnen sind die neuen Queens des Genres. In Mariana Enriquez´ Geschichten schreibt sich der Schrecken direkt in das sozialpolitische Gefüge Lateinamerikas ein. Wie auch Agustina Bazterrica thematisiert sie Körper als Orte von Gewalt, Kontrolle und Angst, aber auch als Schauplätze von Widerstand und struktureller Unterdrückung im Alltag.

Mit Beiträgen von Hannah Balber, Thomas Edlinger und Christian Fuchs.

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  • Petra Erdmann