Ein Japankäfer

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Punkt eins

Gefahr für Mensch und Natur

Invasive Arten bedrohen Ökosysteme und Landwirtschaft. Gast: Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz Essl, Department für Botanik und Biodiversitätsforschung, Universität Wien. Moderation: Marlene Nowotny. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Er ist nur einen Zentimeter lang, hat einen grün schillernden Kopf und kupferfarben glänzende Flügeldecken - und, auch das macht das Aussehen des Japankäfers interessant, kleine weiße Haarbüschel zieren seinen Hinterleib. Oberflächlich gesprochen sieht man dem Insekt sein massives Schadpotential nicht an: Der Käfer frisst die Blätter, Blüten und Früchte vieler Nutz- und Zierpflanzen, während die Larven im Boden die Wurzeln von Maispflanzen und anderen Kulturen schädigen. Nicht nur Privatgärten und Landwirtschaft sind gefährdet, auch vor Wäldern, Grünanlagen oder Fußballplätzen macht der Schädling nicht halt.

Nach Norditalien, der Schweiz und Deutschland wurde der Japankäfer im Juli 2025 erstmals auch in Österreich gesichtet. Eine Vorarlbergerin war in ihrem Garten auf den meldepflichtigen Käfer gestoßen - das ursprünglich aus Japan stammende Insekt unterliegt in der Europäischen Union als gefährlicher Schädling besonderen Bekämpfungsmaßnahmen. Im September wurde dann ein Exemplar in einer Lockfalle des Pflanzenschutzdienstes in Tirol entdeckt. Nun wird befürchtet, dass sich der Japankäfer schon bald in ganz Österreich verbreiten könnte.

Weil der Japankäfer hier nicht heimisch ist, fehlen natürliche Gegenspieler. Und der Schädling dürfte in unseren Breiten auch ausgezeichnete Lebensbedingungen vorfinden und sich deswegen besser etablieren als in seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in Asien. Nach Europa gebracht wurde die invasive Art mit Sicherheit durch Menschen: Der globale Handel und Reiseverkehr führen regelmäßig dazu, dass gebietsfremde Arten in neue Lebensräume vordringen. In Europa selbst reisen Schädlinge wie der Japankäfer gerne als "blinde Passagiere" auf Fahrzeugen mit oder in befallenem Obst- und Gemüse, das zum Verkauf in andere Länder gebracht wird.

Der Japankäfer ist nur ein Beispiel für solche gebietsfremden, invasiven Arten, die große ökologische und wirtschaftliche Schäden anrichten können. Sie zu bekämpfen, zu managen und Schäden abzufedern dürfte innerhalb der Europäischen Union jährlich Kosten von 12 Milliarden Euro verursachen. Ökologische Schäden sind dabei allerdings noch nicht berücksichtigt. Denn solche invasive Arten gefährden die Artenvielfalt und damit die Ökosysteme.

Der Biodiversitätsforscher und Ökologe Franz Essl von der Universität Wien beschäftigt sich in seiner Forschung mit vom Menschen eingeschleppten, gebietsfremden Arten, sogenannte Neobiota, und ihren Auswirkungen auf Natur und Mensch. Neobiota findet man mittlerweile sogar in der abgeschiedenen Antarktis, in Österreich fallen etwa 2 000 Tier- und Pflanzenarten in diese Kategorie. Laut einem Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES, an dem Franz Essl mitgearbeitet hat, spielen diese gebietsfremde Arten eine entscheidende Rolle für das Aussterben heimischer Arten. Global betrachtet waren Neobiota bei 60 Prozent der ausgestorbenen Arten maßgeblich beteiligt, so Essl.

Wie kann verhindert werden, dass sich gebietsfremde Arten global ausbreiten? Welche Maßnahmen sollten gesetzt werden, um ökologische und wirtschaftliche Schäden durch Schädlinge wie den Japankäfer zu vermeiden? Welche Rolle spielen dabei der globale Handel, aber auch das Konsum- und Reiseverhalten der europäischen Bevölkerung?

Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit dem Biodiversitätsforscher Franz Essl. Und mit Ihnen: Wenn Sie Fragen zu Artenvielfalt oder neuen Schädlingen haben, dann melden Sie sich live in der Sendung - telefonisch unter 0800 22 69 79 oder per Mail unter punkteins(at)orf.at.

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