Halt und Kraft

6. November 2025, 06:57

Der Countdown läuft. Noch drei Tage, bis es losgeht in meinem neuen Beruf. Ich glaube, ich werde Halt brauchen. Halt durch Menschen, die zu mir stehen, die mich unterstützen, die sich mit mir auf das Neue einlassen und die mich auf mögliche Fehler aufmerksam machen.

Und zwar bitte, bevor sie passieren. Und natürlich Menschen, die mir offen und ehrlich sagen, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Dann kann ich es beim nächsten Mal hoffentlich besser machen. Aber neben den vielen Menschen ist es irgendwie noch etwas anderes, das mir Halt gibt. Und das ist unsere Tradition. Das fängt bei den Kirchengebäuden an. Viele von ihnen, die strahlen eine so ehrwürdige Ruhe aus. Und für mich sind sie Kraftorte. Zur Ruhe kommen, ein Kerzerl anzünden. Einfach nur da sein.

In diesen Räumen spüre ich etwas von der Kraft all der Menschen, die mir vorausgegangen sind. Die Kraft, aus der sie gelebt haben, von der sie sich haben tragen lassen. Der große Schatz ihrer Erfahrungen ist eingegangen in diese Räume. Vor allem aber ist er eingegangen in die Texte der Bibel. Und die ist mein tägliches Handwerkszeug. Die Texte der Bibel sind ja noch viel älter als die Kirche und sie reichen weltweit über unsere eigene Kultur hinaus.

Und doch sind sie bis heute gültig. Warum? Ganz einfach, sie sind Menschheitserzählungen, Bilder und Symbole, die Menschen bis heute bewegen. Der Regenbogen zum Beispiel, Zeichen der Versöhnung und des Neuanfangs. Oder der gute Hirte, der noch das kleinste und schwächste Schaf suchen geht. Genau so, wie es unsere Bauern bis heute tun. Oder die Überzeugung, dass der Glaube Berge versetzen kann. Und dann natürlich die Erfahrung und der unbändige Glaube daran, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern dass Menschen durch Leid und Tod hindurch neues Licht sehen können. All das gibt mir den Halt, den ich brauche.

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• Alexandra Mantler