APA/DPA/BERND WÜSTNECK
Punkt eins
Denkmalpflege und Stadtentwicklung
Der historische Bestand als Ressource. Gäste: Heike Oevermann, Leiterin des Forschungsbereichs für Denkmalpflege und Bauen im Bestand der TU Wien & Harald Stühlinger, Professor für Kunstgeschichte an der TU Wien. Moderation: Marlene Nowotny. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
20. November 2025, 13:00
Hoher Ressourcenverbrauch und ein großer CO2-Fußbadruck - die Umwelt- und Klimabilanz der Braubranche fällt schlecht aus. Global gesehen verursacht der Bausektor mittlerweile ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen, Tendenz steigend. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die auch zeigt: Mehr als die Hälfte der Emissionen der Bauindustrie entfallen auf zementhaltige Materialien, Ziegel und Metalle.
Vorhandene Bauwerke zu sanieren und den Gebäudebestand weitestgehend zu erhalten, ist eine wichtige Strategie, um den Bausektor nachhaltiger zu machen. Die darin gebundene Energie und die verarbeiteten Ressourcen werden länger genutzt, die umweltbelastende Herstellung neuer Baustoffe und der Rohstoffverbrauch fallen geringer aus. Außerdem kann die Sanierung historischer Gebäude dazu beitragen, diese energieeffizienter zu machen.
Gleichzeitig stellen die klimawandelbedingten Umweltveränderungen, wie vermehrte Trockenheit und Bodenerosion, längere Hitze- und Dürreperioden und häufigere Extremwetterereignisse mit Starkregen und Stürmen Bedrohungen für historische Gebäude und damit das Kulturerbe dar. Baumaterialien, Verputz oder Standfestigkeit können von diesen neuen Umweltbedingungen stark in Mitleidenschaft gezogen werden.
Hier kommt der Denkmalpflege eine entscheidende Funktion zu, die angesichts der veränderten Bedingungen, mittlerweile interdisziplinäre Zugänge bei Bewertung, Reparatur und Instandhaltung architektonischer Kulturdenkmäler vorgeht. Dem zu Grunde liegt ein fundiertes Verständnis der historischen Bausubstanz, also ihrer Materialien, Bauweisen, Eigenschaften, ihres Kontextes und ihrer Denkmalwerte, um bestehende Planungsstrategien anwenden und neue Konzepte entwickeln zu können, wie es etwa an der Technischen Universität Wien im Fachbereich Denkmalpflege und Bauen im Bestand vermittelt wird.
Die Arbeiten der aktuellen Diplomausstellung der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien befassen sich mit Erhalt und Weiterentwicklung des Bestandes. In der Ausstellung "Nachdenken über den Bestand" im Funkhaus in Argentinierstraße sind 57 Diplomarbeiten aus 23 Forschungsbereichen zu sehen, die den Umgang mit vorhandener Bausubstanz in seiner ganzen Vielfalt in den Vordergrund rücken. "Punkt eins" nimmt das zum Anlass, über neue Strategien in der Denkmalpflege und den Bestand als Ressource nachzudenken.
Welche Möglichkeiten gibt es, historische Gebäude und Kulturdenkmäler an die Folgen des Klimawandels anzupassen? Welche Bauten betrachten wir als Kulturdenkmäler und schützenswert? Wo gibt es in Österreich Nachholbedarf bei Denkmalpflege und Sanierung?
Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit Heike Oevermann, Leiterin des Forschungsbereichs für Denkmalpflege und Bauen im Bestand der TU Wien, und Harald Stühlinger, Professor für Kunstgeschichte an der TU Wien.
Und mit Ihnen: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
