Slobodeniouk am Pult der Berliner

23. November 2025, 11:03

Ende Jänner sprang der aus Russland stammende Dirigent Dima Slobodeniouk kurzfristig für seinen Landsmann Kirill Petrenko am Pult der Berliner Philharmoniker ein – am Programm stand Musik von Jean Sibelius und Edward Elgar.

1905 sorgte der gefeierte Violin-Virtuose Fritz Kreisler mit einem Londoner Interview für Aufsehen, als er Edward Elgar ohne Zögern zum bedeutendsten lebenden Komponisten erklärte – auf einer Stufe mit Beethoven und Brahms. Zwei Jahre später bat er Elgar um ein Violinkonzert, das schließlich 1910 mit Kreisler als Solisten zur Uraufführung kam. Trotz seines süffigen Klangreichtums ist res bis heute weniger bekannt als Elgars Cellokonzert – wohl auch wegen seiner technischen und konditionellen Anforderungen. Das monumentale Violinkonzert von rund 45 Minuten geriet in der Berliner Philharmonie in Händen des deutschen Geigers Frank Peter Zimmermann zu einer „Hommage an die Schönheit der Zerbrechlichkeit“, wie tags darauf in dem Berliner „Tagesspiegel“ zu lesen war.

Nach der Pause führt Jean Sibelius in nordische Sagenwelten. Aus der schlussendlich ad acta gelegten Idee einer geplanten Kalevala-Oper entwickelte der finnische Komponist die Lemminkainen-Suite – fast symphonisch entfaltet sich der Zyklus, der sich dennoch aus vier eigenständigen Tondichtungen zusammensetzt. Im Mittelpunkt steht der titelgebende Held Lemminkäinen. Von leidenschaftlichen Liebesabenteuern über waghalsige Prüfungen bis zum Abstieg in die Unterwelt und zur wundersamen Wiederauferstehung reichen seine Erlebnisse. Sibelius vertont die Episoden nicht im wörtlichen Sinn als Programmmusik. Vielmehr dienen sie als atmosphärische Inspirationsquelle um seelische Spannungen, die Weite der nordischen Landschaften und die mythische Grundstimmung des finnischen Nationalepos in Musik zu setzen.

(Sarah Schulmeister)

Sendereihe

• Matinee

Gestaltung

• Ursula Scheidle