Spielräume - Nachtausgabe
The Grateful Dead (1965-1995)
(Fortsetzung). Zum 60. Geburtstag: Die Musik, die Geschichte und das Erbe der Band The Grateful Dead
29. November 2025, 00:05
The Grateful Dead war wohl eine der ungewöhnlichsten Bands der Musikgeschichte. Die Verkörperung einer Epoche, der Flower-Power-Ära in Kalifornien und besonders San Francisco in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre; eine der erfolgreichsten Rockgruppen Nordamerikas - die dabei kaum Charterfolge verzeichnete, doch im Lauf der Zeit enorme Verkaufszahlen erreichte, vor allem aber riesige Besucherzahlen bei ihren Konzerten. Eine prototypische Hippie-Band - die aber alle Arten von "Americana" spielte, von Folk über Bluegrass, Blues, Rock'n'Roll und psychedelischen Rock bis Country. Und nicht zuletzt ein soziales Phänomen: einzigartig zugetane Fans, sogenannte "Deadheads", die tausende Meilen zu Auftritten pilgerten - und sich heute, 30 Jahre nach dem Ende der Band, in Internetforen treffen, zum Austausch über hunderte Versionen derselben Songs in offiziellen und Bootleg-Aufnahmen.
Am 4. Dezember 1965 traten sie erstmals als The Grateful Dead auf. Der Anlass war ein "Acid Test", eine LSD-Party (damals noch legal), wie sie Ken Kesey organisierte, Autor des Romans "Einer flog über das Kuckucksnest". Die Gitarristen Jerry Garcia und Bob Weir, der Keyboarder Ron McKernan, Bassist Phil Lesh und Schlagzeuger Bill Kreutzmann hatten davor unter dem Namen The Warlocks gespielt. Mit dem zweiten Schlagzeuger Mickey Hart und den Textdichtern Robert Hunter und John Perry Barlow (beide nicht auftretend) war die Kernbesetzung komplett - zu der im Lauf der Jahrzehnte noch andere kamen, darunter Keith und Donna Godchaux oder für ein paar Jahre der Pianist Bruce Hornsby. 1987 tourte die Band mit Bob Dylan, später war Saxofonist Branford Marsalis bei fünf Konzerten zu Gast.
Als Pionier der Audiotechnik kreierte The Grateful Dead eine "Wall of Sound", dafür wurden Dutzende Verstärker und Hunderte Lautsprecher von Konzert zu Konzert transportiert und aufgebaut - ein Aufwand, der nicht mehr zu bewältigen war, sodass die Band sich vorübergehend von ihren Tourneen zurückzog und sich 1974 mit fünf Konzerten in San Francisco von ihren Fans verabschiedete - die Abende, die Vorbereitungen und das Fanpublikum sind im Dokumentarfilm "The Grateful Dead Movie" festgehalten. Von besonderer Bedeutung für die Band und ihr Publikum sind Improvisationen über Songs wie "Dark Star" - in der Studioaufnahme unter drei, in Konzerten oft zwanzig bis über dreißig Minuten lang.
Am 9. August 1995 starb Lead-Sänger und Gitarrist Jerry Garcia kurz nach seinem 53. Geburtstag, nach Jahren mit gesundheitlichen Problemen und Jahrzehnten des Drogenkonsums. Seit dem Ende der Band hat es verschiedene kürzer- oder längerlebige Nachfolge-Formationen gegeben, die meisten Mitglieder sind jedoch im Lauf der Jahre verstorben, zuletzt Bassist Phil Lesh im Oktober 2024.
Zu Gast sind die Künstlerin Deborah Goldman und Andy Markovits, emeritierter Politikwissenschaftler an der University of Michigan, die als "Deadheads" seit den 1970er Jahren zahlreiche Konzerte miterlebt haben.