Mark Twain als Kaufmann

28. November 2025, 06:57

Mark Twain war auch ein Kaufmann. Nachweislich nicht der Erfolgreichste, aber zumindest hat er die Schriftstellerei auch als unternehmerische Tätigkeit begriffen. Twain hat klarer und unsentimentaler als andere Literaten gesehen, wie Verlage genau das verbreiten, was ihren Umsatz steigert, und alles andere nicht. Darum bin ich sicher, Twain hätte heute ein waches Bewusstsein dafür, weshalb Medien ohne Redaktion, deren Geschäftsmodell nicht auf Vertriebswegen und Logistik aufbaut, sondern auf Algorithmen, Manie und mangelnde Impulskontrolle fördern. Extreme Emotion steigert ihren Umsatz.

Social Media haben viele Türen geöffnet, aber eben auch die für das Einfachste, Primitivste und Müheloseste überhaupt, das Treten nach unten. Und jetzt, wo in weiten Teilen der Welt knallharte Politik gegen Minderheiten gemacht wird, wo in den USA Millionen ihre Krankenversicherung verlieren, ihre Aufenthaltsbewilligung, ihre Bürgerrechte, Arbeitsplätze und Plattformen, könnte ein kaufmännischer Kopf wie Mark Twain vielleicht fragen: "Warum tretet ihr noch immer nach unten, auf die Leute, deren Leben gerade systematisch zerstört wird? Lohnt sich das überhaupt noch? Wer soll denn euer Zeug in Zukunft kaufen?"

Junge Männer, die jetzt bei der Einwanderungsbehörde ICE eine Perspektive und ein Gehalt bekommen, die endlich ihre Muskelkraft im Anschein eines Sinns einsetzen können, die müssen sich diese Frage nicht gefallen lassen. Weil die haben nie behauptet, sich für das Gute einzusetzen. Die Frage "Behauptet ihr jetzt immer noch, ihr hättet für das Gute gekämpft, als ihr so überzeugt nach unten getreten habt?" richtet sich exklusiv an selbsternannte Kreuzritter der Meinungsfreiheit aus dem Kulturbereich. How does it feel? Ich wünsche allen Geläuterten von Herzen, dass ihre Antwort nicht im eigenen Geschrei untergeht.

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