Julian Schutting

APA/HELMUT FOHRINGER

Menschenbilder

Julian Schutting, Autor

Gehen. Schauen. Dichten. Der Schriftsteller Julian Schutting

Gehen, Schauen, Reflektieren. Das gehört für den Dichter Julian Schutting untrennbar zusammen. Aus diesen Ingredienzien besteht auch der dritte seiner tagebuchartigen Bände: "Auf vertrauten Umwegen 3" ist diesen Herbst erschienen. Diese Aufzeichnungen sind nur die Spitze des Eisbergs eines riesigen literarischen Werks, das der 1937 geborene Autor in den vergangenen Jahrzehnten geschaffen hat. Es umfasst mehr als fünfzig Gedichtbände und Prosawerke, darunter auch lyrische Reiseprosa, sprachphilosophische Abhandlungen und immer wieder szenische Texte, wie zuletzt "Das Los der Irdischen" (2022). Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter den Georg-Trakl-Preis, den Gert-Jonke-Preis und zuletzt den H.C.-Artmann-Preis.

Julian Schutting hat immer wieder, manchmal im Gehen, über das Gehen gesprochen. So tut er es auch kurz vor seinem 88. Geburtstag für die Menschenbilder. Sein poetischer Blick auf die Welt und ihre Details ist bestechend. Das Wichtigste, so scheint es, ist die Poesie. Auch in der literarischen Form.

Geboren wurde er im niederösterreichischen Amstetten als Jutta Schutting. Noch in seiner Identität als Frau absolvierte er in Wien die Grafische Lehr- und Versuchsanstalt in der Klasse Fotografie. Darauf folgte ein Studium der Geschichte und Germanistik. Durch eine Geschlechtsangleichung im Jahr 1989 wurde aus Jutta schließlich Julian Schutting.

Wie blickt er heute, in hohem Alter, auf die Geschehnisse unserer Zeit? Wie erhält er sich in einer zunehmend entzauberten Gesellschaft seinen poetischen Zugang zur Wirklichkeit? Sein jüngster Gedichtband ist eine zeitgemäße Fortschreibung der von Schubert so prominent vertonten Winterreise. Das Buch trägt denselben Titel und ist weder sentimental noch angestaubt, sondern radikal modern und ebenso zärtlich wie zornig.

Gestaltung: Shenja von Mannstein

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