Kreditkarten und Bankomatkarten in einer Geldbörse

APA/HANS KLAUS TECHT

Punkt eins

Karte oder bar?

Bargeld und seine Alternativen - wie wir zahlen wollen und können. Gäste: Guido Schäfer, Associate Professor, Department für Volkswirtschaft, WU Wien & Gabriele Zgubic, Leiterin Abteilung Konsumentenpolitik, AK Wien. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

In der Schweiz öffnete der erste völlig bargeldlose Weihnachtsmarkt - nur noch Karten- oder Handyzahlung, das brachte Kritik und Sorgen um Umsatzverluste. In Deutschland beobachtet ein Standbetreiber, hier noch bei Wahlfreiheit zwischen den Zahlungsmethoden, einen "Wandel der Zahlungskultur" hin zum Elektronischen - doch "Karte oder Bar" sei für viele eine "Glaubensfrage". Einer der größten Wiener Christkindlmärkte ist indessen stolz eine Partnerschaft mit einem Kreditkartenanbieter eingegangen: "Vom Lebkuchenherz bis zum Punsch" und bis hin zum Pfandsystem funktioniere dort alles mit Karte oder Smartphone - dank digitaler Wallets und NFC-Technologie kann es auch eine Uhr oder ein Ring sein, den man ans Terminal hält, den deutschen Kollegen "überrascht die Vielfalt immer wieder". Man halte aber, so heißt es aus Wien, auch vier Bankomaten auf dem Gelände bereit, für diejenigen, die lieber beim Bargeld bleiben.

Das ist wohl tatsächlich erwähnenswert, denn so leicht kommt man in Österreich nicht immer zum eigenen Bargeld. So berichtete die APA im Sommer, dass über 330.000 Personen in Österreich keinen Bankomaten in ihrer Gemeinde haben. Laut Daten der Nationalbank von 2024 hatten 87 Gemeinden kein Geldausgabegerät in einer Entfernung unter fünf Kilometern zur Verfügung; für sechs Gemeinden war der nächste Bankomat sogar weiter als zehn Kilometer entfernt. Zunächst sprang die OeNB selbst ein: Seit Juli stellt sie in Zusammenarbeit mit dem Gemeindebund Geldausgabeautomaten in "unterversorgten" Ortschaften auf, insgesamt 120 sollen es werden. EU-Parlament und -Mitgliedsstaaten haben sich nun darauf geeinigt, dass künftig auch das Geldabheben an der Supermarktkassa möglich wird, auch ohne, dass man etwas kauft.

Die geplante Bargeld-Verordnung der EU soll außerdem auch für mehr Sicherheit und Transparenz im elektronischen Zahlungsverkehr sorgen und schafft den Rahmen für den "digitalen Euro"; aber auch das Bargeld wurde eben nicht vergessen. Geregelt werden sollen sowohl Mindeststandards für die Bargeld-Versorgung und andererseits die Verpflichtung, dass Bargeld auch überall angenommen wird.

Beides entspricht Forderungen der Arbeiterkammer. Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsument:innenschutz bei der AK Wien, geht es dabei vor allem um "Wahlfreiheit" des geeigneten Zahlungsmittels. Dabei müsse man an die Menschen denken, die weiter bar zahlen wollen, wie auch an jene, die keine Münzen und Scheine mehr dabeihaben (wollen).

Guido Schäfer, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, glaubt, dass die verschiedenen Zahlungsmittel in Zukunft koexistieren werden - die Bargeldnutzung werde weiter zurückgehen, aber schließlich ihre Nische finden und mit Sicherheit erhalten bleiben: "Bargeld kann einiges, was digitale Zahlungsmittel nicht können", sagt er.

Sicher, schnell und bequem lauten die oft gehörten Argumente für die bargeldlose Zahlung. Anonym, übersichtlich und auch im Krisenfall verfügbar, halten die Verfechter:innen des Bargelds dagegen. Wie halten Sie es?

Guido Schäfer und Gabriele Zgubic sind Gäste bei Xaver Forthuber und reden mit Ihnen über Geld: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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