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Punkt eins
Ein Sondervermögen für den Regenwald
Wie schützen wir die globalen Wälder? Gast: Univ.Prof. Dipl.-Ing.Dr. Georg Gratzer, Universität für Bodenkultur, Wien. Moderation: Philipp Blom. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
3. Dezember 2025, 13:00
Die umstrittene Entwaldungsverordnung wird erneut verschoben, hat das Europäische Parlament vor einer Woche beschlossen; zu groß seien die Bedenken betroffener Landwirte, Förster und Unternehmen; Österreich hatte sich für eine neuerliche Verschiebung stark gemacht. Die Verordnung will den Handel mit Rohstoffen wie Ölpalme oder Soja und Produkten, die zur Entwaldung beitragen, streng regulieren.
Der Schutz der Regenwälder ist ein Schlüssel zur Stabilisierung des Weltklimas, sagt Georg Gratzer, Waldökologe an der Universität für Bodenkultur in Wien. Ein intakter Wald ist eine sehr wichtige Kohlenstoffsenke; werden Wälder durch Schädlinge, Trockenheit und Abholzung zerstört, geben sie allerdings mehr Kohlenstoff ab, als sie aufnehmen können.
Der Amazonas-Regenwald ist der größte zusammenhängende Regenwald der Erde und groß genug, sein eigenes Klima zu gestalten, was wiederum globale Auswirkungen hat. Mit der Präsidentschaft von Luiz Inácio Lula da Silva ist die Entwaldung der brasilianischen Regenwälder zurückgegangen, führt Gratzer aus, aber die Abholzung ganzer Gebiete für illegale Bergwerke oder auch für den Anbau von Soja oder Ölpalmen ist nach wie vor ein großes Problem, denn wenn der Regenwald zu viel Fläche verliert, bricht sein Klimasystem zusammen und große Teile des Amazonas-Beckens könnten zu einem Trockengebiet werden, mit dramatischen Folgen für das Weltklima und die Biodiversität.
Hoffnung auf den Schutz der Wälder macht der Tropenwaldfonds "Tropical Forest Forever Facility" (TFFF), den Brasilien im Vorfeld der Weltklimakonferenz COP 30 präsentiert hat. Als ein Resultat der Konferenz im brasilianischen Belém haben mehrere Staaten, unter anderem Deutschland, ihre Unterstützung für den Fonds zum Schutz der Regenwälder zugesagt. Der Fonds soll besonders im Amazonas-Gebiet Länder dabei unterstützen und dafür kompensieren, den Regenwald nicht abzuholzen, sondern zu bewahren. 2024 hat Brasiliens Regierung den Anbau von Kulturwäldern wie Eukalyptus-Plantagen allerdings von der Liste der "potenziell umweltgefährdenden" Tätigkeiten gestrichen. Brasilien ist der weltgrößte Produzent und Exporteur von Zellulose.
Aber auch Österreichs Forstwirtschaft müsse besser verstanden und durchdacht werden. Die rasche Erderhitzung macht heimischen Wäldern zu schaffen, Trockenheit, Borkenkäfer und andere invasive Arten, aber auch extreme Wetterereignisse wie Waldbrände belasten Waldgebiete enorm, erklärt Georg Gratzer im Gespräch. Doch welche Strategien sind die richtigen im Umgang mit dem Wald?
Ist ein finanzielles Instrument wie der in Belém beschlossene Tropenfonds das richtige, was können Staaten tun und worauf setzen Wissenschaftler:innen?
Georg Gratzer ist zu Gast bei Philipp Blom und wir freuen uns, mit Ihnen über Regenwälder und über die Zukunft des Waldes ins Gespräch zu kommen. Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns! 0800 22 69 79 ist die Nummer zu uns in die Sendung, punkteins(at)orf.at die Adresse für Ihre E-Mails.
