Zwischenruf

Menschenrechte, Verantwortung - und der Weltraum

von David Weiss, ehrenamtlicher Seelsorger der evangelisch-lutherischen Kirche

"Unveräußerlich, wenn Sie sich nur selbst zuhören könnten, Menschenrechte! Warum? Schon der Name ist rassistisch. Die Föderation ist nicht mehr als ein Homo sapiens-Club!"

Mit diesen Worten fährt Azetbur, die Außerirdische, dem Menschen Pavel Chekov im Film "Star Trek VI - Das unentdeckte Land" über den Mund. Zuvor hatte der beim diplomatischen Abendessen einstiger Feinde in bester US-amerikanischer Manier unveräußerliche Menschenrechte für alle Planeten gefordert. Sie, die Außerirdische, fühlte sich zurecht davon diskriminiert. Im Weltraum sind alle Krieger kalte Krieger. Der Film entstand 1991 und verhandelte den damaligen Untergang der Sowjetunion und das plötzliche Ende des Kalten Krieges.

Der Internationale Tag der Menschenrechte erinnert an die Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember 1948 in Paris, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Faschismus war vermeintlich besiegt. Die Welt teilte sich in Ost und West. Der Kolonialismus ging seinem Ende entgegen. Die Zukunft hatte begonnen. Der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin flog 1961 als erster Mensch in den Weltraum. Der US-amerikanische Astronaut Neil Armstrong betrat am 21.Juli 1969 als erster Mensch den Mond. Bis heute hat niemand nachweislich intelligentes außerirdisches Leben gefunden. Unsere Welt bleibt ein Homo Sapiens-Club.

"Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren." So beginnt die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Noble Worte und trotzdem sind nicht alle Taten der Frauen und Männer auf unserem Planeten edel und gut. Gefühlt eher im Gegenteil: Kriege werden geführt, Tiere werden grausam behandelt, an der Erde - in indigenen Religionen als Mutter verehrt - wird Raubbau betrieben.

Mitschuld ist unter anderem ein Zitat aus dem 1. Buch Mose, wo Gott am sechsten Tag der Schöpfung zu den Menschen spricht: Machet euch die Erde untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

Am 13. Oktober 2021 flog William Shatner, in Film und Serie Captain Kirk, tatsächlich ins All: inzwischen 90 Jahre alt, als Weltraumtourist. An Bord der New Shepard von Blue Origin. Als Captain der Enterprise begeisterte er Millionen für die unendlichen Weiten. Seine reale Reise in den Weltraum bescherte William Shatner eine überwältigende Traurigkeit. Er entdeckte, sagt er, dass die Schönheit nicht im All, sondern auf der Erde liege. Seine Verbindung zum Planeten sei durch die Reise noch tiefer geworden.

Einzigartig, klein und zerbrechlich ist unsere Heimatwelt in der schwarzen Unendlichkeit des Alls. Es ist Zeit, die vermeintliche Herrschaft abzugeben und konkret Verantwortung für sie zu übernehmen. Ich kann ihm da nur zustimmen: Es hilft niemandem, beim Kaffee eine Brandrede über Menschenrechtsverstöße zu halten, eine Kaffeeküchenintrige gegen Kolleg:innen zu ersticken schon. Die unveräußerlichen Menschenrechte bringen nicht nur - eben - Rechte mit sich. Sondern auch Verantwortung: Für andere Menschen und für die gesamte Schöpfung.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Mike Oldfield
Gesamttitel: THE BEST OF MIKE OLDFIELD: 1992-2003
Titel: Early stages/instr.
Ausführende: Mike Oldfield /Instrumental
Länge: 04:10 min
Label: Warner Music 2564623328 (Doppelalbum)

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