ASSOCIATED PRESS
Menschenbilder
Georg Stefan Troller (1921-2025)
In memoriam des Autors und Filmemachers Georg Stefan Troller
7. Dezember 2025, 14:05
Am 27. September starb Georg Stefan Troller im Alter von 103 Jahren in seiner Wahlheimatstadt Paris. Er war Dokumentarfilmer, Fernsehmacher und Drehbuchautor und bis zu seinem Ableben ein gefragter Gesprächspartner und Zeitzeuge.
Trollers Ruf als Journalist war legendär. Unter den von ihm Interviewten waren Edith Piaf und Anais Nin, William Somerset Maugham, Roberto Rossellini, Liv Ullmann, Henri Cartier-Bresson und Charles Bukowski. Aber auch Unbekannte porträtierte er mit großem Einfühlungsvermögen. Von Georg Stefan Troller interviewt zu werden, war eine Auszeichnung - wie es in der ihm gewidmeten Folge der Ö1 Reihe "Chronisten, Reporter, Aufklärer" hieß.
Als Reporter berichtete er vom Unabhängigkeitskrieg in Algerien oder vom Jom-Kippur-Krieg, nicht selten unter Lebensgefahr. Für den WDR gestaltete er die Fernsehreihe "Pariser Journal", für das ZDF die Reihe "Personenbeschreibung". Fünfmal wurde er mit dem Adolf-Grimme-Preis geehrt - darunter war eine Auszeichnung für eine Folge der Reihe "Wohin und zurück" in der Regie von Axel Corti, basierend auf Trollers eigener Lebensgeschichte.
In diesem "Menschenbild" aus dem Jahr 1993 erzählt Georg Stefan Troller aus seiner frühen Lebensgeschichte. Am 10. Dezember 2021 wurde er in Wien geboren, in eine jüdische Familie, die im Textilviertel einen Pelzhandel betrieb. Der Sohn Georg Stefan besuchte die Schule in der Döblinger Gymnasiumstraße, mit besonderem Interesse an den Klassikern der deutschen Literatur, von denen er lange Passagen auswendig wusste.
Es war eine Jugend, die früh endete. Mit 16 Jahren war Troller auf der Flucht, die ihn über die Tschechoslowakei und Frankreich in die USA brachte. Als Angehöriger der US-Armee war er an der Befreiung des KZ Dachau beteiligt. Fast seine ganze Familie wurde in der Shoah ermordet. Zeit seines Lebens war Georg Stefan Troller ein streitbarer Kritiker von Chauvinismus und Antisemitismus und blieben für ihn Flucht, Emigration und die Frage der Zugehörigkeit Themen von großer Bedeutung, über die er auch in diesem "Menschenbild" spricht.
Gestaltung: Marie Luise Bonaparte
