Doris Schretzmayer versucht den Überblick zu bewahren

11. Dezember 2025, 06:57

Jahresrückblicke in den Medien sind mir nicht sehr sympathisch. Das Revue passieren lassen von sportlichen und kulturellen Erfolgen und anderen Errungenschaften ist natürlich erfreulich, aber auch was in den vergangenen Monaten aufwühlend bis erschütternd gewesen ist, wird aus dem leichten Schlaf gerissen und zurück in den Strom der Gedanken geholt. In diesem Jahr - Kriege, Drohgebärden, zahlreiche Unsicherheiten in Bezug auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft.

Immer wieder geistern diese Wunden der Zeit und Stürme des Jahres durch mein Bewusstsein, auf der Suche nach Halt und einer besseren Welt, die es nicht gibt. Ich meide diese Rückblicke im Dezember, denn schon während des Jahres habe ich mich mit mir darauf geeinigt, keine zufälligen Tagesnachrichten im Internet mehr zu schauen - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg; ich versuche, sehr gezielt zu hören und zu lesen: Journal-Sendungen auf Ö1 und die dicke Wochenzeitung, die im Abo zu mir kommt.

Dadurch erhalten für mich all die multiplen Krisen einen Rahmen, den ich selbst bestimme und in dem ich aufnahmebereit und vor Fake News geschützt bin. Die Katastrophen können mir nicht mehr so einfach zwischen zwei Straßenbahn-Stationen oder an der Warteschlange im Supermarkt aus dem Smartphone direkt in mein Gemüt rauschen. Mein Ziel ist es, von Informationen, die hoffnungslos klingen, nicht überflutet zu werden, gleichzeitig will ich von guten Journalist:innen informiert werden, Bescheid wissen, diskutieren und nachspüren können.

"Man sollte in der Lage sein, Dinge als hoffnungslos zu erkennen und dennoch fest entschlossen sein, diese grundlegend zu verändern", schrieb F. Scott Fitzgerald und das ist ein gutes Anliegen - auch fürs kommende Jahr.

Service

Podcast abonnieren

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler