APA/GEORG HOCHMUTH
Betrifft: Geschichte
Wie arbeiten Archäolog:innen?
Gewünscht: Geschichte (1). Historiker:innen beantworten Fragen von Schüler:innen. Frage von: Rosalie (11). Antwort von: Ingrid Kowatschek, Archäologin, Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien.
22. Dezember 2025, 15:55
In den beiden Ferienwochen antworten Expertinnen und Experten aus den historischen Disziplinen auf Fragen, die uns Schüler und Schülerinnen geschickt haben. Rosalie geht in die 2M der Musikmittelschule Pyrkergasse in Wien und möchte folgendes wissen: "Woher wissen Archäologinnen und Archäologen, wo sie nach alten Gegenständen graben/suchen müssen? Wie schaffen sie es dann, die Funde vorsichtig auszugraben? Und wenn sie etwas entdeckt haben - wie finden sie heraus, was es genau ist und wofür es früher verwendet wurde?"
In der Archäologie will man nicht einfach wertvolle Objekte finden wie bei einer Schatzsuche, sagt die Archäologin Ingrid Kowatschek von der Universität Wien. Man überlegt sich vorher, was man überhaupt wissen will: Zum Beispiel, wie Menschen zu einer bestimmten Zeit gelebt haben oder wie sie ihre Umwelt verändert haben. Hinweise auf den richtigen Ort findet man in alten Berichten oder in Büchern. Oder jemand macht einen Zufallsfund, zum Beispiel bei Bauarbeiten wie jetzt für den Koralmtunnel. Luftbilder, Laserscans und Bodenradar können außerdem Strukturen sichtbar machen, die man sonst nicht erkennen würde: Ist da zum Beispiel eine Linie in der Landschaft, die eine Straße gewesen sein könnte oder der Grundriss von einem Haus?
Ausgegraben wird dann "stratigraphisch", das heißt Schicht für Schicht. Jede kleine Veränderung im Boden kann eine Information enthalten. Deswegen dürfen auch die Werkzeuge nicht zu grob sein: Oft sieht man die Forschenden mit Kellen, Pinseln oder Holzstäbchen. Alle Funde werden sorgsam dokumentiert, als Foto oder 3D-Modell.
Mit der richtigen Ausbildung kann man vielen Gegenständen sofort ansehen, wozu sie gut waren. Das gilt zum Beispiel für Waffen oder Geschirr. Schwieriger wird es bei Fundstücken, die gar keinen praktischen Nutzen zu haben scheinen; da bleibt immer noch die Möglichkeit, dass es Kultgegenstände waren, die vielleicht in religösen Riten oder dergleichen verwendet wurden.
Im kommenden Juli kann man Ingrid Kowatschek und ihren Kolleg:innen wieder bei der Arbeit zusehen: Am Königsberg bei Tieschen in der Südoststeiermark, wo eine bis zu 6500 Jahre alte befestigte Siedlung gefunden wurde. Schüler und Schülerinnen ab 15 Jahren können sich über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) für ein Praktikum bewerben.
Service
Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie
Bericht über die Ausgrabung in Tieschen
FFG-Praktika - Infos für Schüler:innen
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Sendereihe
Gestaltung
- Xaver Forthuber
