Das Gemälde zeigt zwei Männer in der Natur (Ausschnitt), Epoche der Romantik

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Betrifft: Geschichte

Warum so romantisch?

Gewünscht: Geschichte (2). Historiker:innen beantworten Fragen von Schüler:innen. Frage von: Amalia (16). Antwort von: Wolfgang Müller-Funk, Kultur- und Literaturwissenschafter.

In den beiden Ferienwochen beantworten Expertinnen und Experten aus den historischen Disziplinen Fragen, die uns Schüler und Schülerinnen geschickt haben. Amalia aus Wien interessiert sich für die Epoche der Romantik: "Es gibt ja die romantische Literatur und die romantische Musik. Wie ist es dazu gekommen? Was ist davor gesellschaftlich passiert?"

Der Literatur- und Kulturwissenschafter Wolfgang Müller-Funk war unter anderem Universitätsprofessor in Wien und Birmingham. Er ist Autor und Mitherausgeber von mehreren Büchern über die Romantik und hat diese Epoche einmal als den "Ausgangspunkt des modernen Weltgefühls" bezeichnet. Die Romantiker - im deutschen Sprachraum zum Beispiel Friedrich und August Wilhelm Schlegel, Friedrich Schelling und Caroline Böhmer-Schlegel-Schelling - wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Epoche der Aufklärung geboren, erzählt er. Die Wissenschaft hatte damals einen hohen Stellenwert, und die Industrialisierung zeichnete sich bereits ab.

Vor diesem Hintergrund versammelte sich in zwei Kleinstädten im Herzogtum Sachsen-Weimar eine Gruppe, die man heute vielleicht als Kommune von exzentrischen Performance-Künstlern bezeichnen würde. Die Romantiker:innen kritisierten die Aufklärung als zu autoritär, zu einseitig, zu reduktionistisch. Sie träumten davon, Kunst und Wissenschaft zusammenzuführen - mit der Kunst in der Führungsposition. Das romantische Projekt umfasste alle Lebensbereiche: Auch etwa das Verhältnis des Menschen zur Natur oder das Verhältnis der Geschlechter wurden neu, aus heutiger Sicht erstaunlich modern gedacht - und nicht nur gedacht, sondern auch gelebt. Die Romantik war ein durchaus elitärer Zirkel mit relativ wenigen Protagonist:innen, aber die machten gehörig von sich reden.

Der bewusste Bruch mit der Vergangenheit prägte die Phase der Frühromantik. Aber bereits zu dieser Zeit gab es Meinungsverschiedenheiten über die Ausrichtung. Der Optimismus der Wende zum 19. Jahrhundert begann bald zu verblassen, und konservativere Anschauungen machten sich breit. Die Sehnsucht der Romantik nach universeller Harmonie hatte letztlich auch ein Einfallstor für nationalistisches, autoritäres und reaktionäres Denken geschaffen.

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