Männerhand und Bandoneon

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Hörbilder Spezial

Der süße Fluch des Bandoneons.

Einige Bandoneonisten schwören, dass ihr steinaltes Instrument die Seelen seiner vorherigen Spieler in sich trägt. Was tun, wenn eine davon mit einem Fluch belegt ist?

Das Bandoneon wurde als wehmütige Stimme des argentinischen Tangos weltberühmt. Fast unbekannt ist jedoch das frühere Leben des emblematischen Jammerkastens: Zwischen den schwieligen Händen deutscher Kumpel repräsentierte die Bergmannsorgel den Anspruch des Industrieproletariats auf kulturelle Emanzipation und wurde in Deutschland massenhaft gespielt.

Der argentinische Bandoneonist Gabriel Rivano macht sich auf die Suche nach den deutschen Seelen, die in seinem singenden Blasebalg hausen. In einem winzigen Dorf im sächsischen Erzgebirge erkennt er seine erkaltete Krippe; in Köln lernt er einen besessen sammelnden Schuhmacher kennen, ein Kriegskind mit dunklem Keller; in einer Knappensiedlung im Ruhrgebiet erfährt er, warum die Deutschen keine Volksmusik mehr haben. Seine Reise führt Rivano anschließend zurück über den Atlantik in seine Heimatstadt Buenos Aires, wo heute Volksbandoneons gebaut werden, um das Eliteninstrument wieder unter die Besitzlosen zu bringen. Dort begegnet er schließlich einem erschütterten Instrumentenbauer, der ihm von einem verfluchten Bandoneon mit einem schauerlichen Geheimnis erzählt.

"Der süße Fluch des Bandoneons. Eine transatlantische Reise." Feature von Jakob Weingartner. (Übernahme WDR 2025)

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