Windmühle aus Stein

APA-IMAGES/LOOKPHOTOS/LARS BERGMANN

Betrifft: Geschichte

Wetterfest im Mittelalter

Gewünscht: Geschichte (4). Historiker:innen beantworten Fragen von Schüler:innen. Frage von: Fenja (12). Antwort von: Katrin Kania, Textilarchäologin und Michael Stolberg, Medizinhistoriker.

In den beiden Ferienwochen beantworten Expertinnen und Experten aus den historischen Disziplinen Fragen von Schülern und Schülerinnen. Fenja aus Wien wollte wissen: "Wie haben sich die Menschen im Mittelalter eigentlich vor schlechtem Wetter und vor der Sonne geschützt? Und gab es damals schon so etwas wie Sonnencreme?" - Antworten auf diese knifflige Frage kommen aus Deutschland: Mit mittelalterlicher Kleidung beschäftigt sich die Textilarchäologin Katrin Kania aus Erlangen, und der Medizinhistoriker Michael Stolberg von der Universität Würzburg hat Hinweise auf die damalige Hautpflege gefunden.

Die beste Wahl gegen extreme Wetterbedingungen im europäischen Mittelalter: Einfach nicht rausgehen. Aber das konnten sich nur die oberen Gesellschaftsschichten leisten. Die vielen Bauern und Bäuerinnen zum Beispiel mussten ja bei jedem Wetter aufs Feld. Also musste man sich schützen, vor allem mit Kleidung. Auf Abbildungen aus dem 15. Jahrhundert kann man sehen, dass damals etwa Kopftücher getragen wurden, auch geflochtene Sonnenhüte waren in Gebrauch. Kopftücher und Kleidungsstücke aus Leinen kühlen gut, wenn man sie nass macht - die Forscherin Katrin Kania hat das selbst ausprobiert. Wenn es regnete, zog man sich Oberbekleidung aus Wolle an - die wärmt selbst dann noch, wenn sie feucht ist. Textilien wurden auch mit Ölen oder Fetten behandelt, um sie wasserabweisend zu machen. Durch Walken, also das gezielte Verfilzen der Wolle, wird das Material wasserfest, winddicht und bleibt trotzdem atmungsaktiv. Das macht man auch heute noch.

Schwieriger wird es bei der Frage nach der Sonnencreme. Damit hat sich die Forschung noch gar nicht so richtig beschäftigt, sagt Michael Stolberg, Professor für die Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg. Eher zufällig hat er einmal ein Rezept in einem alten Buch entdeckt: eine spezielle Mischung, die man selbst anrühren musste und sich dann ins Gesicht gekleistert hat, sollte tatsächlich die Sonne abhalten. Denn wer wohlhabend genug war, um eben nicht ständig draußen arbeiten zu müssen, wollte das auch zeigen, und deshalb galt eine blasse Haut damals als Schönheitsideal.

Service

Podcast abonnieren

Sendereihe

Gestaltung

  • Xaver Forthuber