Stimmen hören
Von Pertile bis Lauri-Volpi: italienische Oper, aus dem Vollen geschöpft
Dokumente einer goldenen Tenor-Ära
5. Februar 2026, 14:05
Die ewige Klage derer, die mit einem Bein in der Vergangenheit stehen: "Es gibt keine Tenöre mehr!" (Sie ertönte auch, als Giuseppe di Stefano und Mario del Monaco ab- und Carreras-Domingo-Pavarotti antraten.) Faktum ist: nach der Aufnahmegeschichte geurteilt, waren die 1920er und 1930er Jahre speziell in puncto italienischem Tenorfach eine "goldene" Zeit, mit riesenhafter Auswahl zwischen höchst charaktervollen und sich markant voneinander abhebenden Stimmen. Das Löwen-Temperament des sich im Furor des Augenblicks über Punkt und Komma hinwegsetzenden Giovanni Martinelli und der auf den Punkt gebrachte Wohlklang von Beniamino Gigli, dem "Rattenfänger von Recanati". Aureliano Pertile mit seinem bulligen Ton, aber gefühlvoller Phrasierung: er war der Idealtenor des Dirigenten Arturo Toscanini. Der geschmeidige Höhenstrahl von Hipolito Lazaro, die gutturale Kraftentfaltung von Francesco Merli, das hemmungslose Draufgängertum von Miguel Fleta - Fans von Tenorstimmen mit baritonalem Fundament kommen voll auf ihre Rechnung. Der Name Antonio Cortis "klingt" kaum mehr - schade um die oft Gänsehaut-erzeugenden Arienaufnahmen, in denen Cortis mirnichts-dirnichts von Schmeichelton zu Attacke wechselt. Auch Alfred Piccaver, in Wien liebevoll "Picci" genannt, gehört in diesen Kreis: eine rechte Puccini-Stimme, mit der sich gut "sitzen" ließ auf den nicht zu hohen Tönen. Keiner aber flirtete, bei heroischem Potenzial, mit dem Mikrophon wie Giacomo Lauri-Volpi.
Sendereihe
Gestaltung
- Chris Tina Tengel
