Ambiente - von der Kunst des Reisens
Swanetien - Land der tausend Legenden
Weiter, grüner, höher und viele Türme - Wandern am Südhang des Großen Kaukasus
15. Februar 2026, 10:05
In Tbilissi - oder Tiflis, wie sich Georgiens Hauptstadt auch nennt - begegnen sich Orient und Okzident. Der Name der Stadt bedeutet "warme Quellen". Einer Legende nach hat König Wachtang Gorgassali im 5. Jahrhundert die warmen Quellen am Ufer des Kura Flusses während einer Falkenjagd entdeckt. Die Altstadt von Tiflis erstreckt sich rund um Badehäuser am Flussufer. Tiflis ist von Bergen begrenzt, auf Hügeln gebaut und liegt am Schnittpunkt großer Handelsrouten wie der Seidenstraße. Handelstreibende verschiedener Völker und Eroberer wie Perser, Osmanen und Mongolen haben ihre Spuren hinterlassen. Die Festung Narikala schaut auf die Stadt hinab. Das Stadtbild ist geprägt von Verfall und Moderne: Verwinkelte Gassen mit Jugendstilbauten, verträumte Treppenaufgänge, kommunistische Monumentalbauten und Architektur aus Glas und Stahl. Dazwischen Gotteshäuser vieler Religionsgemeinschaften - georgisch-orthodoxe Kirchen, armenisch-gregorianische, römisch-katholische, eine Moschee, eine Synagoge und ein zoroastrischer Tempel. Vor dem Parlament auf der Rustaveli Prachtstraße demonstrieren seit einem Jahr Georgier und Georgierinnen gegen den Russland- freundlichen Kurs der Regierung.
Swanetien am Großen Kaukasus im Norden Georgiens ist eine Tagesreise von der Hauptstadt entfernt. Wanderungen führen in die Abgeschiedenheit am Fuße von schneebedeckten Bergen, die über 5000 Meter hoch sind. Hier haben die Swanen eine Kultur entwickelt, die wie aus der Zeit gefallen scheint. In ursprünglichen Dörfern - vor beeindruckenden Bergkulissen - stehen Hunderte steinerne Wehrtürme aus dem Mittelalter. Jeder Familienclan besaß zumindest einen Wehrturm, in dem man vor Blutrache und Konflikten mit Nachbarn Schutz suchte. Hauptort der Region ist die Stadt Mestia. Die meisten und am besten erhaltenen Wehrtürme findet man im UNESCO Dorf Ushguli. Ushguli liegt auf 2100 Meter Seehöhe und ist das höchst gelegene Dorf Europas. Im Dorf - es liegt wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt - laufen Kühe und Pferde frei herum, suchen Futter auf den umliegenden Almen und kehren abends selbständig zu ihren Besitzern zurück.
Die Berglandschaft in üppigem Grün überrascht mit ihrer Vielfalt: Die Almen am Südhang des Kaukasus sind weitläufig, die Täler breit, die Berge hoch. Beim Wandern hat man die schneebedeckten Gipfel des Ushba vor sich. Der Ushba - der "Berg des Schreckens" - ist 4737 Meter hoch und thront über der Landschaft. Spektakuläre Pfade neben rauschenden Gebirgsflüssen und über abenteuerliche Hängebrücken führen zu mächtigen Gletschern. Man wandert durch duftende Kiefernwälder und über blühende Almwiesen und staunt über die Wehrtürme im Tal. Einer Legende nach hatte Königin Tamar - sie lebte im 13. Jahrhundert - in einer Burg in Ushguli ihre Sommerresidenz.
So vielfältig und abwechslungsreich wie die Natur und Kultur Swanetiens, ist auch die Küche des Landes. Zu pikanten Eintöpfen serviert man gefüllte Fladenbrote und Salate mit Nüssen und Kräutern. Dazu serviert man berühmten georgischen Wein: Er wird nach Jahrtausende alter Tradition in steinernen Amphoren ausgebaut.
Gestaltung: Ernst Weber
Redaktion: Ursula Burkert
Service
Reisen mit Ö1-Podcast abonnieren
Sendereihe
Gestaltung
- Ernst Weber
