Radiokolleg
Warum führen Menschen Kriege?
Die Welt von heute
18. Februar 2026, 09:05
"Wir befinden uns in einer außerordentlich volatilen, dynamischen und instabilen Periode der Weltgeschichte." So fasst der US-amerikanische Historiker und Diplomat Philip Zelikow die gegenwärtige Situation zusammen. Die USA büßen ihre Rolle als berechenbarer Welthegemon ein und beginnen ihren Verbündeten in Europa und im Rest der Welt immer öfter in den Rücken zu fallen. Die Nato - seit 1949 ein zentraler Pfeiler westlicher Hegemonie - zeigt Auflösungerscheinungen. Und aufstrebende beziehungsweise revanchistische Atommächte wie Russland, China oder Nordkorea sind darauf aus, die neue Unübersichtlichkeit im geostrategischen Gefüge zu ihren Gunsten zu nützen.
In dieser Situation tritt Europa, eine der letzten Bastionen der demokratischen Welt, fatalistisch zaudernd und in sich ungeeint auf. Eine brandgefährliche Konstellation. "In den nächsten zwei oder drei Jahren wird sich die Situation wahrscheinlich dauerhaft in die eine oder andere Richtung stabilisieren", prophezeit Philip Zelikow: "Entweder als ein sich ausbreitender Krieg oder als ein unruhiger Frieden."
Die Wahrscheinlichkeit eines weltweiten Kriegs in den kommenden Jahren schätzt Zelikow auf 20 bis 30 Prozent. Europa ist für ein solches Szenario denkbar schlecht gerüstet: Sollten sich die USA tatsächlich aus der "Alten Welt" zurückziehen, ist der Kontinent russischen Erpressungsversuchen weitgehend schutzlos ausgeliefert. Das atomare Abschreckungspotenzial Frankreichs und Großbritanniens halten Militärexperten für zu schwach, um Russland zu imponieren.
