Gedanken

MARKUS SALCHER & MARIA RAUCH-KALLAT

"Sport und Bewegung für alle?!" Der halbseitig gelähmte Paraskifahrer Markus Salcher und die Präsidentin des Österreichischen Paralympischen Committee Maria Rauch-Kallat - die 77-Jährige ist Mutter einer erwachsenen blinden Tochter - sprechen über das Leben mit einer körperlichen Einschränkung als Betroffener und als Elternteil, und machen sich Gedanken warum Sport sowie körperliche Betätigung für alle Menschen unersetzlich sind.

Von 6. bis 15. März finden in der Lombardei und in Venetien die Paralympischen Winterspiele Milano Cortina 2026 statt. Internationale Athleten und Athletinnen mit unterschiedlichen körperlichen Einschränkungen werden in den diversen Wintersportarten gegeneinander antreten. Für den halbseitig gelähmten Kärntner Markus Salcher werden es die fünften und letzten Paralympischen Spiele als aktiver Athlet sein. Bislang konnte der 34-Jährige bei den Paralympics zwei Gold- und fünf weitere Medaillen gewinnen. Außerdem ist er achtfacher Weltmeister. Seine Spezialität sind die Speed-Disziplinen Abfahrt und Super G. Die Para-Hemiparese, durch die die rechte Körperhälfte nicht voll funktionsfähig ist, hat er von Geburt an. Das hinderte ihn nicht daran, als mittlerer von drei Brüdern Skifahren zu lernen. Sein erster Trainer im Skiclub am Kärntner Nassfeld war der Vater. Auch wenn Markus Salcher als Kind im Sport irgendwann nicht mehr mit den anderen nicht-behinderten Gleichaltrigen in den Ergebnislisten mithalten konnte, wurde als erster Schüler mit einer körperlichen Einschränkung in das Sportleistungsmodell des Landes Kärnten aufgenommen. Ab 2009 fuhr er im Österreichischen Ski-Behindertenteam, das als Paraskiteam in den Österreichischen Skiverband (ÖSV) eingegliedert wurde. Seit 2019 ist Markus Salcher Athletensprecher im ÖSV. Er möchte die Rahmenbedingungen für behinderte Profi-Sportler- und Sportlerinnen verbessern, die noch immer weit weg sind von denen der Nichtbehinderten - obwohl sie genauso viel und genauso hart trainieren. Mindestens so wichtig ist Markus Salcher, dass Kinder mit Behinderung überhaupt Sport ausüben - oder sich einfach regelmäßig bewegen. Denn vielen werde das von Eltern und Lehrerschaft nicht zugetraut. Zu groß ist die Angst, dass "etwas passiert". Gerade der Sport, ist Markus Salcher überzeugt, habe ihm geholfen, selbständig durchs Leben zu gehen. Mit weniger körperlichen Beschwerden. Die körperliche Einschränkung sieht man dem Kärntner kaum an, lediglich seinen rechten Fuß zieht er nach, die rechte Hand ist an den Körper herangezogen.

Markus Salcher ist auch Athletensprecher im Österreichischen Paralympischen Committee (ÖPC) - die Präsidentin des ÖPC: Maria Rauch-Kallat. Die ehemalige Politikerin ist Mutter einer erwachsenen sehbehinderten Tochter. Über die Sehbehinderung ihrer Tochter fand Maria Rauch-Kallat überhaupt erst in die Politik. Zunächst war sie Hauptschullehrerin für Englisch, Russisch, Geografie Wirtschaftskunde, und: Leibesübungen. Durch eine Augenerkrankung erblindete ihre ältere Tochter im Kindergartenalter. Maria Rauch-Kallat initiierte die Informationsstelle für Eltern blinder Kinder, die zu einer Informationsstelle für Eltern aller behinderten Kinder wurde; außerdem gründete sie eine Elternselbsthilfe. Durch ihren hartnäckigen Einsatz für blinde und andere behinderte Kinder wurde sie zur Obfrau der Frauenbewegung der ÖVP. Das war der Anfang ihrer politischen Laufbahn. 2003 wurde sie schließlich Bundesministerin für Gesundheit und Frauen. Seit dem Ende ihrer politischen Karriere engagiert sich Maria Rauch-Kallat ehrenamtlich; u.a. in Frauennetzwerken und auch weiterhin in Inklusionsfragen.

Service

Programmhinweis:
Am 28.2. um 9:05 Uhr in den Hörbildern: "Paraskisport - vom Überwinden großer Hindernisse"

Sendereihe

Gestaltung

  • Margit Atzler