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Die Gartengallier. Unbeugsamer Widerstand in Wiener Neustadt. Aufgezeichnet von Monika Kalcsics. (ausgezeichnet mit dem 1. Platz des "Featurepreises '11" der Stiftung Radio Basel)
7. Jänner 2012, 09:05
2010 schloss sich ein kleine Gruppe Schrebergärtner in Wiener Neustadt unter dem Namen "Die Gartengallier" zusammen. Sie fühlten sich als benachteiligte Minderheit in ihrem eigenen Land. Im Dezember 2009 hatten sie erfahren, dass direkt neben ihren Gärten im Industriegebiet von Wiener Neustadt ein islamisches Kulturzentrum gebaut werden sollte. Dagegen wollten sie sich wehren. Der Wiener Neustädter Bürgermeister bot eine Mediation an. Doch die scheiterte. "Wenn sich nur eine Seite bewegt, dann kann Mediation nicht funktionieren", sagt der Bürgermeister.
"Wir haben so viele Vorschläge gemacht", sagen die Gartengallier. "Wir waren für alles offen", sagen die türkisch-österreichischen Bauherren. Seitdem sind die Fronten verhärtet, und die Gartengallier vernetzen sich im Internet mit eigener Homepage und mit der "Bewegung Pro Österreich", einem überregionalen Dachverband von vier Bürgerinitiativen, der im März 2011 in Wien gegründet wurde. Die BPÖ richtet sich laut Eigendefinition gegen islamische Mehrzweckbauten und gegen die Islamisierung Österreichs.
Auf dem Grundstück des türkisch-österreichischen Integrationsvereins Havas haben mittlerweile die Bauarbeiten für das neue Kulturzentrum begonnen. Dem Kermesfest, dem "Tag der offenen Tür" blieben die Gartengallier fern. Sie filmten stattdessen die gesetzeswidrig parkenden Autos im Halteverbot. "Wir sind ganz normale Bürger", sagen die Gartengallier. "Und typische Österreicher: Wir reagieren erst, wenn es uns betrifft."