Gemeinsam erinnern
Laut ORF-Gesetz dürfen wir Ihnen dieses Service nur zur Verfügung stellen, wenn Sie Ihre Identität durch Angabe von Vorname, Familienname und Wohnadresse bekanntgeben. (ORF-G, § 4f, ABS 2, Z 23). Sie können das entweder direkt im Zuge des Uploads tun, bzw. sich als User/in in der ORF-Community registrieren lassen. Wenn Sie bereits Mitglied der ORF-Community sind, loggen Sie sich bitte ein, wenn Sie Texte, Audios oder Bilder hochladen, bzw. solche bewerten möchten. Beiträge, für die diese Funktion freigeschaltet ist, können pro User/in nur einmal bewertet werden. Mehrfachstimmen sind möglich. Beachten Sie bitte, dass erstmalige log-ins in der ORF-Community nur wochentags bearbeitet, bzw. freigeschaltet werden können. Die Freischaltung kann einige Zeit in Anspruch nehmen.
Der wild aussehende Mann war mein Vater
Otto Schöffel - 25. Juni 2025, 11:29
Mein Vater ist dann irgendwann zurückgekommen. Da war ich dann schon sieben Jahre alt von der Kriegsgefangenschaft, und die haben wenig erzählt. Wenn man gefragt hat, hat man nicht sonderlich viel Antwort bekommen. Für mich tragisch war das Zurückkommen. Ich habe im Mühlbach, der bei so einer Mühle dabei ist, gebadet und. Und plötzlich kommt da ein wild aussehender Mann auf mich zu, nimmt mich und hält mich fest im Arm. Ich habe zu schreien begonnen. Ich hab ihn ja nicht erkannt. Es war immerhin meine erste bewusste Begegnung mit meinem Vater. Ich bin davongelaufen zur Mama und habe geschrien, Mama, Mama, da ist ein fremder Mann, der will mir was tun. Also mein erster Kontakt mit dem Vater ist so abgelaufen, a Katastrophen. Es war schwer für mich und hat lange gedauert, ein Verhältnis zum Papa aufzubauen. Der war immer nett zu mir und immer freundlich. Ich bin nur leider dann mit zehn Jahren schon in ein Klosterinternat gekommen, weil ich ja was studieren sollte und mein Bruder war aus, war für die Nachfolge der Mühle auserkoren. Er war immer lieb zu mir und ich hoffentlich auch zu ihm. Wir sind erst kurz und spät zusammengekommen.
Bomben zerfetzten einen Bauern und sein Pferd
Otto Schöffel, Jg. 1939 - 25. Juni 2025, 10:59
In Roseldorf, das ist eine kleine Gemeinde im Bezirk Hollabrunn. Und in dieser kleinen Ortschaft bin ich aufgewachsen in einer Wassermühle. Im Frühjahr 1945, also am Ende des Krieges. Ich war sechs Jahre alt. In dieser Mühle ist noch ein Bauer, weil Mittagszeit war, mit seinem Pferdefuhrwerk dagestanden und hat auf sein Mehl gewartet. Und ich habe mich als 6-jähriger Bub immer mit den Pferden verständigt, habe denen was zu fressen gebracht. Und so auch damals. Und plötzlich schrie meine Oma vom Fenster runter, ich möge die Leute zum Essen holen. Ich war Gott sei Dank ordentlich und bin sofort weggelaufen in den Hof. Plötzlich ein lauter Krach. Ich bin zurückgelaufen und hab gesehen, wie der Bauer und das Pferd fast zerfetzt und tot dort lagen. Ein russisches Flugzeug hat bombardiert. Und zwar einen Konvoi voll deutscher Soldatenautos.
Männerknappheit, starke Mütter und Wärmestuben
Martha Hansl, Jg. 1944 - 25. Juni 2025, 10:40
Die letzten Heimkehrer sind erst 1955 aus den Kriegsgefangenenlagern nach Hause gekommen. Bis dahin war ja die Männerknappheit in Wien sehr, sehr groß. Und in meiner Klasse waren 50 % der Kinder ohne Vater. Zum Teil wusste man, er ist im Krieg gefallen. Oder man wusste nicht, kehrt er irgendwann einmal heim. Zu Weihnachten: Es gab nichts zum Schenken. Da hat man eine Kleinigkeit bekommen, nach heutiger Sicht nicht einmal der Rede wert. Man hat sich über selbstgestrickte Fäustlinge oder Socken oder Schals gefreut. Der Großteil dieser vaterlosen Kinder hat auf die Frage, was sie sich wünschen, gesagt, na ja, vielleicht dass der Papa nach Hause kommt, weil die Mama ist ja so allein. Also das hat mich damals als Kind so berührt, weil ich hatte das Glück, einen sehr alten Vater zu haben, der nicht mehr eingezogen wurde in den Krieg. Und da muss ich aber anhängen, dass diese Mütter, diese Frauen ja alleine waren. Und das waren für meine Begriffe, für mein Empfinden, das waren wahre, emanzipierte Frauen, die haben gar keine andere Chance gehabt, mit ihren Kindern oder auch alleinstehend zu überleben, sondern die haben einfach getan aus innerer Kraft, dass sie das Leben bewältigen konnten und dass den Tag mit den Kindern verbringen konnten, so gut es geht. Und das war für mich so ein einschneidendes Erlebnis, dass ich das immer, immer wieder erwähnen möchte. Dass man diese Besonderheit, diese Tapferkeit, diesen Mut, diese Kraft, diese Stärke nach diesem Krieg von diesen Frauen hochhält. Das war eine Sache, die mich sehr, sehr bewegt hat. Und dann eine zweite Sache: Ich habe in einer Seitengasse von der Mariahilfer Straße nahe des Bahnhofs gelebt. Damals waren noch die Winter voll Schnee und weil keine Autos gefahren sind, sind wir immer runter gerodelt nach der Schule. Und wenn wir da runtergerutscht sind, sind ältere Leute immer diese Straße hinaufgegangen und sind im magistratischen Bezirkshaus bei einer Tür hineingegangen. Das ist das Bezirksamt des 15. Bezirkes, Gasgasse, Staglgasse. Und wir haben immer gefragt, warum gehen diese Leute da hinein? Und wenn´s finster wird, gehen sie wieder heraus. Und das waren die ersten Wärmestuben. Diese alten Leute konnten sich für einige Stunden aufwärmen, weil zu Hause war ja gar nichts zum Heizen da. Und die haben dort einen Tee oder so ein kaffeeähnliches Gebräu bekommen, dass sie sich aufwärmen konnten. Und das war eigentlich der Grundgedanke der heutigen Pensionistenclubs. Und das war auch für mich sehr, sehr berührend. Und die Gründung sollte man der Stadt Wien sehr hoch anrechnen, und das ist ja bis heute weiter geblieben, aber natürlich in einem ganz anderen Stil. Das kann man ja gar nicht vergleichen die Zeit.
Kind nach 1945
Alice Harmer - 25. Juni 2025, 00:57
Auszug aus dem Buch: Alice Harmer „Auf dem Dach ist die Aussicht endlos oder Die Nachzüglerin"
Der Winter 1945/46 war kalt wie nie zuvor.
Ausgerüstet mit schwerem Mantel aus Gummi, Haube und Stiefeln aus Leder, trat der Mann in die Pedale, lenkte das Rad vorsichtig über hartgefrorene, holprige Erde. Die Beiwagenmaschine, die er sich als Geselle erspart und im Stroh verborgen hatte, konnte er nicht mehr finden. Im Krieg ging vieles verloren. Als der gute Bürger zur Landesverteidigung befohlen wurde, musste er seine Familie verlassen. Unter Militärkommando war er fünf Jahre lang unterwegs in Italien, Frankreich, Belgien, Ungarn bis vor Stalingrad, um dort von Granatsplittern niedergestreckt zu werden. Sein Auftrag: Vieh zu arisieren und daraus Gulasch zu kochen. Die Erinnerung an Bäuerinnen, die ihre einzige Kuh festhielten und sich mitschleifen ließen, haftete jahrzehntelang an dem Soldaten, die verzweifelten Bitten, erschütternden Klagen, hallten in seinem Ohr. Nach Ende des Krieges trug er im Rucksack sein eigenes Werkzeug. Wahlweise stieg er vom Rad, öffnete ein Tor und bot seine Dienste als Schlächter an.
„Eins zwei drei ...“ Kinder rannten in alle Richtungen, sie spielten Verstecken. Im Streckhof fanden sie schattige Winkeln, Holzverschläge, finstere Schuppen, leere Ställe. Während des Krieges waren alle Kühe, Schweine, Hühner, Enten, Schafe konfiziert worden und für Heeresnnahrung verwertet. Die Rösser mussten marschieren und Lasten tragen. Nur brave Hunde überlebten.
Das Baby lag zuerst im Wäschekorb, dann in einem Bettchen auf Rädern, draußen im Hof. Daneben scharrten ein paar Hühner Regenwürmer aus der Erde. Das Kind plärrte. Ein großes Mädchen sollte es beruhigen und schaukelte, wippte, schüttelte das Gefährt immer heftiger bis es umkippte. Dann war es still. „Ich mag diese Puppe nicht“, heulte die Elfjährige später. Mutter hatte versprochen, dass die Puppe, die auf der Flucht vom Wagen gefallen war, zu Weihnachten wiedergebracht werden würde. Aber es gab keine Wunscherfüllung. Ein Schwesterchen ward geboren, ein zuerst lachendes und bald heulendes, danach ein wimmerndes. Es schrumpfte. Seine Haut verunstaltete sich mit Flecken und eitrigen Pickel, die Augen verklebten zugeschwollen. Schließlich wurde es von der Rettung abgeholt.
„Welche ist Ihre allererste Erinnerung?“ fragt die Therapeutin.
„Ich stehe auf dem Küchentisch, umringt von Augen, die mich anstarren. Ich setze mich nieder und lutsche meine Zehen.“
Die Nachzüglerin
Die Familie vermisste das vierte Kind nicht, es sei im Krankenhaus gut aufgehoben, hoffte dessen Mutter und betete jeden Abend dafür. In den Köpfen der Geschwister verblasste die Episode mit dem plärrenden Weihnachtsgeschenk.
Das Mädchen, das an einem sonnigen Tag geliefert wurde, war völlig fremd. Furchtsam blickte es aus großen blauen Augen. Heller Flaum bedeckte den Kopf, das rosa-blaue Strickkleid konnte die extrem krummen Beine nicht verbergen.
„Ich bin deine Mutter“, sagte ein freundlich lächelnder Mund „und das ist dein Vater“, der Größte mit streng gekämmter Frisur und buschigen Brauen. „Großvater“, mit gezwirbeltem Schnurrbart, „Großmutter“, eingerahmt von Blaudruck, eine Schwester, zwei Brüder ... verschiedene Namen und Gestalten.
Unruhe im Haus: ein Laufen, ein Heben und Tragen, Hacken und Rühren ... Die kleine Unbekannte wuselte zwischen Riesen und fuchtelnd verscheuchenden Armen umher. Zwischendurch fing die Mutter mit offener Hand surrende Fliegen, um sie in ihrer Faust zu zerquetschen. Das Kind, so groß wie der Hund, hielt sich an dessen verfilztem Zottelpelz fest.
Wenn die Letzte die Spiele der Geschwister störte, wurde sie von ihnen in den dunklen Keller gesperrt oder in den kackeklebrigen Hühnerstall.
Barfuß
Die Nachzüglerin, ungeduldig, wollte ihre Geschwister einholen, überholen. Sie lernte klettern. Ihre nackten Zehen hakte sie in den Maschenzaun, krallte ihre Finger an Querstreben, schob ein hölzernes Fenster zur Seite und trat in eine weiche Staubschicht. Unter niedrigen Balken lagerten Teile der Vergangenheit in Kisten: zerbrechliche Papiere mit verblichener Schrift, modrige Mäntel, unförmige Hüte, steife Stoffe, ein räudiger Pelz. Kein einziger Schatz.
Durch eine Luke hievte sie sich hinaus auf das Dach, schlich auf allen Vieren sanftpflotig wie eine Katze die steile Schräge über gerillte Ziegel und saß schließlich auf dem First. Ein Moospölsterchen. Rundum Schilf, Eternitplatten, Schindeln, Wellblech, Rauchfänge, Baumwipfeln. Endlose Aussicht. Ein Gedanke wurde zum Ziel: weit fort fliegen ... und eines Tages würden alle staunen, wenn sie die Stimme der Ausgewanderten aus dem Radio hörten.
Muttertag.
Im Sommer 1945 verließ eine Fünfunddreißigjährige den Zug, um ihren verwundeten Mann im Lazarett zu besuchen. Sie marschierte durch einen Wald, querte ein Feld, stieg über herumliegende Soldatenleichen. In ihrem Bauch krallte sich ein Embryo fest
danke liebe Mutter
dass Du mich nicht verloren hast!
Mein fremder strenger Vater
Ilse Urbanek, Jg. 1935 - 24. Juni 2025, 14:12
Mein Vater war im Krieg. Er ist 1946 zurückgekommen. Er war für mich ein völlig fremder Mensch. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater ein Förster hätte werden wollen. Er war viel im Wald und hat die Tiere im Wald gefüttert. Es gibt ein Foto, wo er mich am Arm hält. Dann war er völlig fremd für mich. Ja, das war ziemlich schwierig, vor allem für meinen Bruder noch viel mehr als für mich. Der ist geboren worden, da war der Vati nicht mehr da, und der ist zurückgekommen, da war mein Bruder sechs Jahre alt, und der Vater hat sofort einmal gefunden, der wird zu wenig streng erzogen, und aus ihm musste ein Mann werden. Und er hat ihn ziemlich, ziemlich streng behandelt. Und darunter habe ich eigentlich auch sehr gelitten, denn weil ich das als ungerecht empfunden habe, habe ich manchmal versucht, ihn selber zu beruhigen, aber es ist mir nie geglückt, man konnte meinen Vater nicht beruhigen, wenn er in Rage war.
Frühe traumatische Erlebnisse
Ilse Urbanek, Jg. 1935 - 24. Juni 2025, 14:08
Ich war, als die Russen in Niederösterreich einmarschiert sind, ein Mädchen von neun Jahren. In dieser Zeit war ich versteckt in einem Heuboden, wo junge Mütter, meine Mutter und mein kleiner Bruder und ich und und viele andere junge Frauen ebenfalls versteckt worden. Ich habe bis heute bzw. wieder heute im Alter diese Spuren dieser Zeit. Die Mütter haben so eine Angst vermittelt und haben nur von entsetzlichen Sachen geredet, wo ich wusste, ja, das betrifft nur Frauen, also Vergewaltigung und alles mögliche. Und ich habe nach dieser Zeit angefangen, bei jeder Anstrengung oder bei Dingen, die mir fremd war, zu zittern. Und dieses Zittern hatte ich lange, lange Zeit, als ich mit zwei kleinen Kindern zu studieren begann, habe ich bei der ersten Prüfung eine Viertelstunde nicht schreiben können, weil ich so gezittert habe, und ich habe dann irgendwann einmal eine Psychotherapie gemacht, dann war es besser. Aber jetzt im Alter ist es wieder da ist, wenn ich mich anstrengen muss, ich bin mittlerweile behindert, dann fange ich an zu zittern. Also ich habe mich dort auf der einen Seite geborgen gefühlt, durch das Heu. Irgendwann kam ein Russe mit einem Bajonett und hat hineingestochen in das Heu. Aber er ist Gott sei Dank wieder hinuntergegangen und hat es nicht geschafft und uns in Ruhe gelassen. Und als ich dann in die Wohnung kam, meine Mutter hat den Fehler begangen, den Schreibtisch abzusperren und alles abzusperren. Und als wir uns runterkamen, waren alle Möbel aufgehackt. Der Deckel vom Klavier war stark beschädigt, und das mich so schockiert als Kind, und ich hab nur geschrien und geschrien: „Unsere schönen Möbel“ und „Unsere schöne Wohnung“ und so. Ja, also ganz, ganz verrückt, ja.
In Wien verschwanden plötzlich meine Bücher
Ilse Urbanek, Jg. 1935 - 24. Juni 2025, 14:03
Meine Mutter hat gefunden, ich müsste ins Gymnasium gehen. Oder ich sollte. Ich wollte auch. Und hat mich zur Großmutter nach Wien geschickt, wo es nichts gegeben hat, natürlich, noch viel weniger als draußen im Waldviertel. Im Lastzug konnten wir mit nach Wien fahren, meine Mutter und ich. Sie hat einen großen Rucksack mit Erdäpfeln und Sachen zum Essen mit gehabt. Und zu Fuß mussten wir dann von Strebersdorf über eine Behelfsbrücke in die Stadt marschieren. Und ich bin nur mit meinen Lieblingsbüchern gereist. Und irgendwann in den nächsten Wochen war plötzlich ein Buch weg und dann war das nächste weg. Erst Jahre später bin ich draufgekommen, dass meine Tante und meine Großmutter die Bücher auf dem Schwarzmarkt gegen Lebensmittel eintauschen mussten.
Kuchen aus nix u lieber Hunger als wurmige Erbsen
Ilse Urbanek, Jg. 1935 - 24. Juni 2025, 13:59
Ich glaube, ich hatte keinen Hunger. Meine Großmutter konnte aus Nichts was machen, die hat ersten Weltkrieg miterlebt gehabt und aus Bohnen mit Eipulver oder was sogar Kuchen gebacken. Und in der Schule haben wir eine Ausspeisung bekommen, die war entsetzlich, die mussten wir essen. Da hatte ich so ein Reinderl mit. Und da gab es einen Tag Bohnen und einen Tag Erbsen, das ganze Schuljahr nichts anderes. Und die Bohnen waren okay. Nur die Erbsen waren wahnsinnig wurmig, so viele tote Würmer sind da drin geschwommen, und die konnte ich fast nicht hinunterbringen. Und da habe ich dann schon an diesen Erbsentagen Hunger gehabt, weil ich hab es irgendwie geschafft, dass ich mit meinem vollen Reindl rausgehen konnte und es nicht essen musste. Und wir hatten einen Dackel. Nur der Dackel, wenn man ihm die Erbsen hingestellt hat, hat die Nase gerümpft und ist weggegangen, der ist lieber hungrig geblieben, als dass er die Erbsen gefressen hätte.
Vater handelte am Schwarzmarkt mit Rasierklingen
Elke Sengmüller - 24. Juni 2025, 13:51
Mein Vater war relativ alt, Jahrgang 1895. Er wurde ganz zum Schluss eingezogen, nach Arnoldstein und dort hat er sich so, was ich so gehört habe, wirklich unabsichtlich den Arm ausgerenkt und eine Schulterverletzung gehabt, und ist dadurch nicht an die Front gekommen. Er war Kaufmann und wurde vorher nicht eingezogen, weil er für die Wirtschaft wichtig war. Es ist uns im Krieg eigentlich immer gut gegangen. Ich weiß, dass mein Vater immer nach Wien gefahren ist und am Karlsplatz am Schwarzmarkt gehandelt hat. Also, ich kann mich erinnern zum Beispiel an einen Riesenkoffer voller Rasierklingen. Ich weiß nicht, was er alles gehandelt hat, aber an die Rasierklingen kann ich mich erinnern. Ich glaube, das war etwas sehr Wertvolles damals.
Meine Schwestern und die englischen Soldaten
Elke Sengmüller - 24. Juni 2025, 13:43
Als wir in Sallach oder eigentlich Pritschitz gewohnt haben, da war daneben auf einer großen Wiese ein Engländerlager. Und ich kann mich sehr gut erinnern, dass ich oft am Zaun gestanden bin und die Engländer sind vorbeigegangen und haben mir Schokolade gegeben. Das kann ich mich sehr gut erinnern. Ich hatte eine 16 Jahre ältere Schwester und eine 18 Jahre ältere Ziehschwester. Und die waren schon erwachsen natürlich. Sie waren zusammen mit englischen Offizieren, sind mit ihnen ausgegangen. Meine Ziehschwester hat dann einen Engländer geheiratet und ist nach England gezogen. Sie ist vor zwei Jahren gestorben. Meine Schwester war Jahrgang 1924, die war auch verlobt mit einem englischen Offizier. Aber meine Eltern haben ihr verboten zu heiraten. Das ist damals noch möglich gewesen.