Gemeinsam erinnern

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Bomben unter der Hofburg überlebt

Hans Kretz, Jahrgang 1930 - 29. März 2025, 16:17

Ich habe den Angriff am 12. März, wo die Oper und der Heinrichshof bombardiert wurde, miterlebt. Ich bin in der Hofburg gewesen und hab' die Bescherung gesehen. Aus dem Keller sind wir heraufgekrochen, das Auto von meinem Vater (Mediziner) war schon gestohlen. Wir sind also da hinter der Augustinerrampe heraufgekrochen und haben gesehen den zerstörten Philipphof, der heißt Philipphof, wo das Gedenkmal für die Nazi-Opfer heute noch steht. Und da sind 300 Tote, glaub' ich, begraben, heute noch. Und auf der anderen Seite ist die Oper, abgebrannt. Mehr oder minder. Nur an einer Innenwand, wo man hineinschauen konnte, hang noch unversehrt ein Hitlerbild. Das war schon eigenartig. Dann bin ich beim Heinrichshof vorbeigegangen. Ein Riesenklotz mit Büroräumen und rechts davon das Café. Das hat auch gebrannt. Jedenfalls bin ich mit meinem Vater nach Hause gegangen, um zu schauen, ob noch irgendwas steht. Das hat dann so. Zwei Granattreffer auf der Gartenseite waren zu erkennen. Das war also ein Erlebnis, das man nicht vergisst. Ich hatte vorher Unterkunft in der Hofburg, zwei Stock unter der Erde, wo der Baldur von Schirach, Gauleiter von Wien, seine Residenz hatte. Er ist ein oder zwei Tage später mit dem Rotkreuz-Auto geflüchtet. Ich bin mit meinen Verwandten aus dem Keller herausgekrochen und habe die Bescherung gesehen. Es war ein Eindruck für die Ewigkeit. Irgendwie hat man manchmal Glück gehabt und manchmal auch Pech. Das ganze Fiasko hat sich um diese Zeit abgespielt. Wobei der 12. März war der Tag der Bombardierung. Ein paar Tage später sind die Russen nach Wien gekommen, auch in unser Haus. Sie haben die halbe Gasse abgesperrt, neben der Spanischen Botschaft und anderen. Sie haben sich dort breitgemacht, Zehn Jahre lang haben sie das Haus verwüstet. Mein Vater ist später von den russischen Besatzungsmächten eingeladen worden zu Jausen und essen, wo er dann aus seinem eigenen Geschirr essen durfte von den Russen. Unser Haus war ein kleines Palais. Meine Hasenzucht im Garten gezüchtet, haben die Russen mit Pistolen erschossen und den Garten verwüstet. Es war in der Belvedere Gasse dieser Garten ein wunderschöner Garten. Es bleibt vieles hängen.

Violinspieler im Hof

Charlotte Heinich, Jahrgang 1948 - 29. März 2025, 15:49

Ich wollte erzählen, wie ich etwa im Jahr 1952 einmal bei uns am Fenster in einem Zinshaus im 8. Bezirk gesessen bin. Und im Hof ist ein Violinspieler gekommen. Und der hat so schön gespielt. Ich habe danach gesagt, Mama, ich möchte unbedingt Geige lernen. Also gut, ich habe dann auch wirklich mit sechs Jahren begonnen. Und es war keine großartige Karriere. Aber es war für mich ein prägendes Erlebnis. Dieser Violinspieler, es dürfte ein Symphoniker oder Philharmoniker gewesen sein, die so arm waren nach dem Krieg, dass sie im Hof der Häuser gespielt haben, um ein bisschen Geld zu bekommen. Meine Mutter hat damals ein paar Groschen in ein Beitragspapier eingepackt und hinuntergeworfen in den Hof. Wie manche andere auch. Das war für mich schon ein sehr prägendes Erlebnis. Und als zweites wollte ich erzählen, es ist immer eine Frau gekommen, für mich, eine furchtbar alte Frau. Und sie hat uns einen selbstgemachten Sirup aus Spitzwegerich gebracht. Und das war so gut. Ich war so glücklich und habe auch gesagt, wenn wir was zu essen hatten, das Essen und das Trinken ist sowas Schönes.

In Lumpen für die Russen Klavier gespielt

Gloria Rosner, Jahrgang 1950 - 29. März 2025, 15:30

Wir haben unten ein Klavier gehabt, das haben wir immer noch. Und die Schwiegermutter, da war die Urgroßmutter noch da, hat gesagt, wenn die Russen kommen und wenn die Klavier sehen, die wollen Mulatschak machen und Rambazamba spielen und so. Und dann haben sie das Klavier mit Matratzen zugepackt. Und beim Nachbarn hat es aber auch Klavier gegeben. Die waren aber nicht so clever, die Russen sind auch drauf gekommen, dass es beim Nachbarn Klavier gibt. Und dann hat die Omi, sie war Musikerin, die hat perfekt Klavier gespielt, und der russische Offizier, er ist gekommen und hat perfekt Deutsch gesprochen und hat gesagt, er ist in Wien, das ist Stadt der Musik und er möchte mit Musik begrüßt werden. Und unser Klavier war mit Matratzen zugebunkert und Oma hat gesagt, du musst dich ganz schiach anziehen, weil die sind vielleicht grauslich und furchtbar und so. Und dann hat die Omi alte Lumpen angezogen, ein Kopftuch umgebunden, und dann sind sie zum Nachbarn gegangen und da hat die Omi dann beim Nachbarn aufgespielt. Es hat sie niemand berührt und niemand hat irgendwas gemacht, obwohl sie damals eine sehr hübsche, blühende, schöne junge Frau war.

Russischer Offizier rettete Philharmoniker

Gloria Rosner, Jahrgang 1950 - 29. März 2025, 15:15

Ja, nachdem alle so über die Russen schimpfen und was die für schreckliche Sachen angerichtet haben, kann ich berichten: wir wohnten im 13. Bezirk, die Russen sind über den Lainzer Tiergarten gekommen, durchgebrochen, und sind die auch auf Straße runter marschiert, und sind dann in die Häuser geströmt und haben halt Quartiere gesucht für ihre Offiziere, oder was auch immer. Und so haben wir einen russischen Offizier einquartiert bekommen im Haus. Und mein Schwiegervater war Philharmoniker, und ist natürlich auch von der Oper bis in den 13. Bezirk immer zu Fuß gegangen, weil manchmal nach der Probe keine Straßenbahn gefahren ist. Und einmal wurde er verhaftet, bzw. die Russen haben alle wehrfähigen, gesunden Männer eingesammelt und nach Russland abtransportiert. Und eines Tages kommt der Schwiegervater nicht nach Hause, und meine Omi, meine Schwiegermutter, sagt, mein Gott, mein Gott, wo ist Karl, wo ist Karl? Und dieser russische Offizier hat einen Jeep beordert mit einem Fahrer und sie haben alle Bahnhöfe in Wien abgeklappert und haben nach dem Vater gesucht, also nach dem Karl. Und irgendwo, ich weiß nicht welcher Bahnhof das war, jedenfalls der Zug war schon so abfahrtsbereit und dieser Offizier schreit, halt, halt, warte noch ein bisschen, auf Russisch. Und dann haben sie gerufen Karli, Karli, Karli. Und irgendwo aus einem letzten Viehwagon hat der gesagt, ja, da bin ich, da bin ich. Und so haben sie den Schwiegervater von einem Transport nach Russland gerettet und das war eben dieser russische Offizier, der mit Vornamen Vasili geheißen hat. Und es war auch die Familie sehr dankbar, dass er im Haus gewohnt hat, weil er immer von dem Offizierscasino Lebensmittel gebracht hat und dadurch hat die Familie auch mit überlebt und er hat mit der Familie mitgegessen und hat die Familie mit Lebensmitteln versorgt.

Von Manila zurück nach Wien 1959

Ruth Steiner, Jahrgang 1944 - 29. März 2025, 14:51

Bin in Manila geboren, meine Eltern sind 1938 aus Wien geflüchtet auf die Philippinen, weil das war eines der Länder, die jüdische Flüchtlinge aufgenommen haben. Meine Eltern haben nie mit uns Kindern über die Situation in Wien gesprochen. Ich bin als 15-Jährige ins Internat nach Wien gekommen und habe das dann erst kennengelernt, was sich in Österreich abgespielt hat. Habe in Wien Jus studiert und habe mich sehr mit dem Thema auseinandergesetzt. Beschäftige mich mit dem jüdisch-christlichen Dialog und gehe auch in Schulen. Mein Vater hat immer gesagt, alle Österreicher sind Nazis und ich muss damit leben lernen.

Webseite
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Steiner

Mit Mörder zu Weihnachten Würstel gegessen

Margit, 1964 - 29. März 2025, 14:23

Tochter eines Landwirts in OÖ. Jedes Jahr haben wir zwischen Weihnachten und Neujahr ein altes Ehepaar besucht. Meine Mutter hat mir nach dem Tod meines Vaters erzählt, dass der Mann einen jüdischen Zwangsarbeiter ermordet hatte und er war dann 10 Jahre in Haft. Mein Vater hat dann ein paar Jahre für die Familie gearbeitet. War erschütternd für mich, dass ich in meiner Kindheit jedes Jahr zur Weihnachtszeit mit diesem Mann Würstel gegessen habe, ohne das zu wissen.

Russe rettet Mutter mit Kind

Edda Krobath, Jahrgang 1939 - 29. März 2025, 14:04

Eine Freundin mit Kind wurde von einem Soldaten gerettet, der auf die die Tür geschrieben hat: "Hier liegen Pockenkranke".

Zigarettenschmuggel mit Zille über die Enns

Manfred Bilderl - 29. März 2025, 11:56

Mein Schwiegervater hat amerikanische Zigaretten mit einer Zille über die Enns geschmuggelt und den Russen verkauft

Flucht von der heranrückenden roten Arme nach OÖ

Johanna Aigner - 29. März 2025, 11:09

Frau Johanna Aigner, geboren am 17. September 1929 in Baden, berichtet von ihrer Flucht aus Baden nach Altmünster. (Bezirk Gmunden)
Als gegen Kriegsende 1945 die Lichtungs- und Mündungsfeuer aus Wiener Neustadt von der heranrückenden roten Arme am Horizont zu erkennen sind, beschließen Johanna und ihre Mutter den beschwerlichen Weg nach Oberösterreich anzutreten, damit sie vor den Russen geschützt sind.
In Altmünster erwarten sie amerikanische Einheiten, die einen besseren Ruf in der Umgangsweise mit Gefangenen, als die rote Arme, genießen.

Kindheit auf einem Bergbauernhof in Öblarn

Gertrud Vidovic geb. Erhardt - 28. März 2025, 18:52

Der Beitrag befasst sich mit der Kindheit auf einem Bergbauernhof, der von Frauen - Großmutter bzw. Tante - geführt wurde und dem Schulbesuch während und nach der Kriegszeit. Angesprochen wird auch die (gute) Versorgung mit Nahrungsmitteln.

Kindheit auf einem Bergbauernhof in Öblarn
Gertrud Vidovic geb. Erhardt

Ich wurde 1934 geboren und habe meine Kindheit und die Kriegszeit auf einem Bergbauernhof in Öblarn (Stmk) verbracht, den meine Großmutter und nach ihrem Tod meine Tante allein – mein Onkel war im Krieg - bewirtschaftet hat. Zur Unterstützung meiner Tante, wurde dem Hof eine Zwangsarbeiterin aus der Ukraine zugeteilt, die mir einige Worte in Ukrainisch beigebracht hat. Nach dem Krieg ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt.

Noch kurz vor Kriegsende wurde der Bahnhof von Öblarn zwei Mal von amerikanischen Fliegern angegriffen; Erzählungen zufolge wurde Hitler in Schloss Gstatt vermutet.

Mein Schulweg war im Krieg gefährlich. Wir mussten nach Beendigung des Unterrichtes entweder durch das Friedhofstor über die Wiesen Richtung Wald laufen oder falls es Tieffliegerangriffe gab, diese im Luftschutzkeller des Amtshauses abwarten und anschließend so rasch wie möglich den Heimweg auf den Berg antreten. Noch heute, ich bin mittlerweile über 90 Jahre alt, kommen immer, wenn ich das Amtshaus sehe, die schlimmen Erinnerungen an diese Zeit hoch. Nach Kriegsende wurde der Religionsunterricht wieder eingeführt und man durfte wieder mit ‚Grüß Gott‘ grüßen.

Im Gegensatz zu meinen Schulfreunden, die nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen sind, hatte ich sowohl während des Krieges als auch in der Nachkriegszeit genug zu essen. Ich habe gerne meine dick bestrichenen Butterbrote gegen Brot mit Essiggurkerl und nach Kriegsende gegen Dosenkekse, die von englischen Besatzungssoldaten verteilt wurden, getauscht. Ich erinnere mich noch an Kleider die aus Fallschirmstoffen gefertigt wurden, ein Geschenk ebenfalls von Besatzungssoldaten.

Nach dem Krieg kam einmal ein Mann aus Graz auf unseren Hof, der Honig gegen Stoffe eintauschte.