Familiengeschichten, Versorgung
Geborgene Kindheit
Von: Hildegard Langstadlinger, Jg. 1944 | 9. Mai 2025, 17:03
Mir ist es eigentlich nicht so schlecht gegangen. Ich habe nur mit meinen Eltern immer auf Zimmer-Küche gewohnt. Wohl Bad und WC haben wir schon gehabt. Aber mein Vater hat ein Friseurgeschäft gehabt, und er konnte nie eingezogen werden, weil er durch eine Halswirbelentzündung nicht so nach links schauen konnte. Er musste nie zum Militär. Er hat immer die Kommandantur rasiert oder Haare geschnitten. Ja, und er hat auch einen Ausweis gehabt, damit darf er nicht plötzlich zu einer Arbeit eingezogen werden. Und wenn er das hergezeigt hat, hat der gesagt Papiera gut, Papiera gut. Ich bin oft mitgefahren nach Oberösterreich , Essen holen. Dort habe ich entweder mit Mutter oder Vater in einem Bett geschlafen und wir konnten Kartoffeln holen und Fleisch und was man so braucht. Und so habe ich eigentlich meine Kindheit nicht so tragisch empfunden. Ich habe alles gehabt und mir war eigentlich nicht bewusst, dass da Krieg ist. Ich habe nur nicht alles haben können. Man wünscht sich oft zu viel und das geht nicht. Das geht nicht, hat es immer geheißen.
Und ich habe bis 20 Jahre in dem Zimmer mit meinen Eltern geschlafen, bis ich geheiratet habe. Also das ist meine Erinnerung an den Krieg. Ich mein, Schokolade ist ja Luxus gewesen. Meine Eltern haben von der Schweiz ein Paket bekommen. Immer. Und da war eine Schokolade drinnen. Und das war natürlich etwas Wunderbares. Ich habe schon auch weiter geschenkt, weil es den anderen schlechter gegangen ist.
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