Fluchtgeschichten, Familiengeschichten

29 Heimatvertriebene aufgenommen

Von: Frau Zach, Jg. 1938 | 27. Juni 2025, 16:32

Ich war sechs Jahre alt in 45er Jahr am 6. Juni, da haben wir haben wir auf einer Wiese gearbeitet, und da ist ein Zug von Menschen auf der Straße runtergekommen von der anderen Ortschaft. Da hab ich noch zehn Kilometer von der Grenze in meinem Elternhaus gewohnt.
Mein Vater war damals Ortsvorsteher, und wir haben eine neu gebautes Haus gehabt, wo noch niemand drin gewohnt hat. Und da war dann 29 Flüchtlinge aufgenommen. Da war von Holleschitz (Anm.: heute Holešice) der Bürgermeister dabei mit neun Kindern. Und der ist getragen worden auf so Brettern. Den haben die die Tschechen so geschlagen, dass er am ganzen Körper ganz blau war. Und der hat bei uns dann von Juni bis nächsten Juni, wo sie nach Deutschland gekommen sind, nur Pudding, Milch und Semmeln und Biskotten gegessen. Und bei uns hat er noch das Jahr gelebt und in Deutschland draußen ist er gestorben.
Meine Mutter hat ihm damals alle Kopfpolster mitgegeben, die sind dann beim Hinauswandern im Juni in einen Viehwaggon hineingekommen, wo nichts drinnen war, nur in der Ecke ist ein Kübel gestanden für die Notdurft. Meine Mutter hat ihm für alle Kopfpolster und Decken mitgegeben und es wurde immer wieder betont, dass sie gut nach Deutschland gekommen sind, weil sie bei uns gut behandelt worden sind. Und wie sie hergekommen sind, hat meine Mutter gerade
Brot gebacken. Zwölf Laibe, und die hab ich von unserem Haus zum anderen getragen und dazu eine Milch, und das ist dann meine Erinnerung an 45.

Umgebungskarte "Fluchtgeschichten"
Leaflet | © OpenStreetMap contributors

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