sonstiges, Heimkehrer

Mein Großvater, Bergungsleiche 194

Von: Christine Schwarz, Jg. 1954 | 6. April 2025, 00:16

Am 12. März 1945 ist mein Großvater, Beamter im Unterrichtsministerium, verschüttet worden, da bei der Bombardierung der Oper auch der Philipphof neben der Albertina bombardiert worden ist. Mein Vater war an der Front in der Steiermark. Aufgrund der Nachricht vom Tod seines Vaters hat er sogar Urlaub bekommen. Er hat eine Nummer erhalten, der Großvater war Bergungsleiche 194. Hinten am Zentralfriedhof, an der Mauer, sind die Toten in Papiersäcken in provisorische Gräber gelegt worden. Als mein Vater eine oder 2 Wochen nach dem Tod seines Vaters in Wien angekommen ist, hat er den Papiersack aufgemacht. An den Haaren hat er seinen Vater erkannt. Jedes Mal, wenn wir bei der Albertina vorbeigegangen sind, hat uns unser Vater diese Geschichte erzählt. Ich hab unseren Großvater natürlich nicht gekannt, ich bin ja erst neun Jahre später zur Welt gekommen. Aber du hast einfach gespürt... Mein Vater hat immer gesagt, im Grunde hat ihm der Tod seines Vaters das Leben gerettet, weil die Einheit, wo er in der Steiermark eingesetzt war, ziemlich aufgerieben worden ist.

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