Versorgung, Wiederaufbau und Staatsvertrag
Flüchtlingseinquartierung und Ressentiments
Von: Erna Putz, Jahrgang 1946 | 19. April 2025, 22:12
Mein Großvater wurde 1945 Bürgermeister von Ohlsdorf bei Gmunden. Er blieb das dann zehn Jahre lang. Als Bürgermeister musste er das mit den vielen Vertriebenen managen. Aber man hat sich auch selbst geholfen, man hat zum Beispiel einen Stier nach Wolfsegg getrieben. Dort hat man dann dafür einen Waggon Kohle bekommen für die Menschen. Entscheidend war, ob man genug zu essen hatte. Aber ich glaube, in Bauernhöfen hat man nicht gehungert. Auch wenn es kaum Zucker oder Schuhe zu kaufen gab, hatten sie dann wenigstens was zum Eintauschen.
Schon im März 1945 waren in Ohlsdorf Vertriebene und Flüchtlinge da. Danach kam noch einmal eine große Gruppe aus der Bukowina hierher. Da musste dann jede Bauernfamilie eine Familie sogar in die Stube aufnehmen, also direkt in den gemeinsamen Wohnraum. Aber die Verbindungen sind Jahrzehnte lebendig geblieben von den Einquartierten und den dann wieder auf die Beine Gekommenen.
In den 1950er Jahren, da war ich so sieben, acht, da hat ein Mann immer wieder gegen die Flüchtlinge geschimpft, dass die Beihilfen kriegen zum Hausbauen. Er hätte sein Haus im Gegensatz dazu alleine bauen müssen. Von dem wurde gesagt, dass er ein ganz arger Nazi war. Also da ist eine Aversion bis in die Republik hinein geblieben.
Übersicht:
Versorgung, Wiederaufbau und Staatsvertrag
Bundesland:
Oberösterreich
Übersicht:
Gemeinsam erinnern