Fluchtgeschichten, Familiengeschichten

Vater gerettet von KZ-Insassen in Mauthausen

Von: Eric Maier, Jahrgang 1959 | 18. April 2025, 15:08

Mein Vater war 1928 geboren und ist in den letzten Kriegstagen mit 16 Jahren und 9 Monaten zum Volkssturm eingezogen worden. Er war gebürtig aus Amstetten und ist zur Bewachung einer Flakstellung nördlich von Linz in Lichtenberg eingeteilt worden. Unmittelbar bei Kriegsende, also sie waren junge Buben, ist ihnen vom Kommandanten gesagt worden, sie sollen ihr Zeug wegschmeißen und schauen, dass sie heimkommen. Mein Vater ist mit zwei anderen zu Fuß Richtung Amstetten zurück. Unmittelbar am Tag der Befreiung von Mauthausen ist er dort am Abend angekommen und ist auf freigekommene KZ-Insassen gestoßen. Einer davon war ein höherer russischer Militär. Der hat einem Bauern dort gesagt, sie sollen die Burschen in einen Stadel einquartieren über Nacht, ihnen was zu essen geben und auf sie aufpassen, weil die marodierende SS alle Fahnenflüchtigen sofort erschießt. Das heißt, er hat dem wahrscheinlich sein Leben zu verdanken.

Mein Vater hat mir das wiederholt erzählt, es dürfte ihn sein Leben lang ziemlich beschäftigt haben. Er hat zweimal das Glück gehabt, von dem Kommandanten der Flakstellung und von einem KZ-Insassen diese Menschlichkeit erfahren zu haben.

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