Lücken bei Kennzeichnungspflicht

Gentechnik: Grüne Kritik an Berlakovich

Vor 15 Jahren ist in Österreich das Gentechnik-Volksbegehren abgehalten worden. Mit 1,2 Millionen Unterschriften war es das zweiterfolgreichste. Auch die Forderungen sind weitgehend erfüllt, so wird bis heute keine gentechnisch veränderte Pflanze in Österreich angebaut. Die Grünen sind trotzdem nicht zufrieden: Sie sehen Lücken bei der Kennzeichnungspflicht.

Morgenjournal, 5.4.2012

Ausnahme Soja-Fütterung

Gentechnisch veränderte Lebensmittel müssen auf der Verpackung einen Hinweis enthalten, dass es sich um Gentech-Produkte handelt. Diese EU-weite Regelung gilt allerdings nicht für tierische Produkte wie Fleisch. Diese müssen auch dann nicht gekennzeichnet sein, wenn die Tiere mit gentechnisch veränderten Pflanzen, beispielsweise Soja gefüttert wurden, kritisiert Grünenchefin Eva Glawischnig. Sie schätzt, dass immerhin die Hälfte der in Österreich verwendeten Futtermittel gentechnisch verändert ist.

Kritik an Berlakovich

Glawischnig nimmt Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich in die Pflicht. Er müsse Gentechnik-Futtermittel verbieten, bewege sich aber seit Jahren nicht, so Glawischnig. Dabei gebe es gar keine Gentechnik-Industrie in Österreich, die ihren Markt verlieren würde. In Österreich und Europa könnte man durchaus auch mit Eiweiß-Futtermittel aus eigenem Anbau die Gentech-Futtermittel verdrängen, so Glawischnig.

AMA-Gütesiegel ändern

Handlungsbedarf sieht Glawischnig auch, weil das staatliche österreichische Gütesiegel für Lebensmittel, das AMA-Gütesiegel, gentechnisch veränderte Futtermittel erlaubt, das sei absurd und gehöre geändert. "Das wäre eine Mindestforderung: Gentech-Futtermittel raus aus der AMA." Die Gentechnik-Freiheit müsse vom Anfang bis zum Ende der Produktionskette eingehalten werden.

"Drohung" mit Volksbegehren

Im Gegensatz zur Kennzeichnungspflicht, die EU-weit zu regeln ist, könnte Österreich ein neues Gütesiegel ganz alleine umsetzen, so Glawischnig. Ändert sich nichts, drohen die Grünen damit, auf EU-Ebene aktiv zu werden und ein europaweites Volksbegehren "auf die Reise zu schicken". Ein solches EU-weites Bürgerbegehren ist seit kurzem möglich. Das würde dann mehrere Punkte zum Thema Gentechnik umfassen und spätestens im kommenden Jahr eingeleitet werden, sagt Grünenchefin Eva Glawischnig.