Störenfried oder Verbündeter? Hollande trifft Obama

Frankreichs Präsident auf Gipfeltour

Die europäische Schuldenkrise wird auch beim Gipfeltreffen der acht führenden Wirtschaftsmächte in Camp David, dem Feriendomizil des US-Präsidenten, dominierendes Thema sein. Wenige Stunden bevor der Gipfel am Freitag Abend beginnt, macht Frankreichs neuer Präsident Francois Hollande US-Präsident Obama seine Aufwartung.

Abendjournal, 18.05.2012

Barbara Ladinser

Großes Interesse an Hollande

Francois Hollande ist kein Provinzpolitiker mehr, sondern Oberbefehlshaber der weltweit drittgrößten Atomstreitmacht, Staatsoberhaupt der zweitstärksten EU-Volkswirtschaft und Inhaber des Vetorechts im UN-Sicherheitsrat. Darum bekommt er auch einen Extra-Termin zum Kennenlernen im Weißen Haus.

"Über mangelnde Aufmerksamkeit wird sich Hollande weder beim G8-Treffen noch beim Nato-Gipfel beklagen müssen", sagen Diplomaten in Paris. Berechtigte Zweifel darf Hollande allerdings an der ungetrübten Vorfreude auf das Kennenlernen haben. Konservative Staats- und Regierungschefs wie Großbritanniens Premierminister David Cameron oder Merkel hatten während des französischen Wahlkampfs keine Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie einen Sieg Sarkozys lieber hätten.

Obama: Gleichklang in Wirtschaftsfragen

Obama hat in Hollande einen Verbündeten - jedenfalls wenn es darum geht, Europa zu drängen, vor lauter Sparen das Wachstum nicht zu vergessen. Der US-Präsident hat Sorge, dass die Euro-Krise eine globale Rezession auslöst und der US-Wirtschaft schadet. Das könnte auch seine Wiederwahl gefährden.

Aber Hollande könnte Washington auch einigen Ärger bedeuten. So durchkreuzt er Obamas wohldurchdachte Abzugspläne aus Afghanistan und will noch in diesem Jahr 3.000 Kampftruppen nach Hause holen. Hier wird Obama Hollande ins Gewissen reden – im Sinne der NATO-Partner, denen Hollande gleich nach dem G8-Gipfel beim NATO-Treffen in Chicago zum ersten Mal gegenübertreten wird.