Gedanken für den Tag

von Michael Chalupka. "Die Welt ist nicht die Welt nur eines Menschen". Ein Jahr nach Fukushima. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Vor einem Jahr, kurz nach dem Atomunfall in Fukushima, hat Michael Chalupka, der Direktor der evangelischen Hilfsorganisation Diakonie, Japan besucht. In den "Gedanken für den Tag" erzählt er von seinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen, vom Verlust der Unbeschwertheit, von kleinen Zeichen dafür, dass das Leben weitergeht, von Partnerschaften über Länder und Kontinente hinweg, die sich gerade in Krisenzeiten als tragfähig erweisen und von der Einsicht, die ein japanisches Sprichwort beschreibt: "Die Welt ist nicht die Welt nur eines Menschen".

Phillys Song

Die musikalischen Beziehungen zwischen Österreich und Japan reichen in die Zeit der Wiener Weltausstellung 1873 zurück. Japan präsentierte sich erstmals in Europa, und die kaiserlichen Gesandten waren von Johann Strauss so begeistert, dass sie ihn nach Tokio holen wollten. Doch es dauert noch 15 Jahre, bis Kaiser Franz Josef auf Bitte des Mejii Tenno den österreichischen Pianisten und Geiger Rudolf Dittrich nach Japan entsandte. Mit ihm hielten westliche Instrumente, die klassische Musiktradition und unser Notensystem in Japan Einzug.

Hanns Stekel, der Direktor der Johann Sebastian Bach Musikschule der Diakonie in Wien, knüpft an diese Tradition an. Seit vielen Jahren pflegt er einen regen Austausch mit der Musikschule in Utsonomya, die am Rand der Katastrophenzone liegt. Nach dem Tsunami sollten Kinder, deren Familien der Katastrophe entkommen konnten, in die Schule integriert werden.

Wie umgehen mit den Traumata? Wie Kindern, die ihre vertraute Umgebung verloren haben, neuen Mut geben? Tatsuo Yamamura, der Leiter der Musikschule hat für diese Kinder ein Buch geschrieben. Es erzählt von Philly, dem Häschen, das neue Hoffnung schöpft. Hanns Stekel hat ein Lied dazu komponiert.

Buch und Lied wurden von den Kindern der Musikschule in Utsonomya vorgestellt. 100 Kinder haben das Lied von Philly, dem Häschen, einstudiert. Während der Proben waren sie einander nahe gekommen, hatten über ihre Ängste und schrecklichen Erfahrungen miteinander und mit ihren Lehrern reden können. Als das Lied dann auf der Bühne des Konzerthauses von Utsonomya das erste Mal öffentlich gesungen wurde, da intonierten hundert zarte Stimmen eine starke Botschaft der Hoffnung.

Die Zeit der Nothilfe ist vorbei. Doch das Lied und das Bilderbuch, die aus dieser japanisch-österreichischen Koproduktion entstanden sind, werden noch lange Zeit Kraft geben, um wieder Vertrauen ins Leben fassen zu können.

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Sendereihe

Playlist

Titel: GFT 120317 Gedanken für den Tag / Michael Chalupka
Länge: 03:49 min

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